

Echte Heldengeschichten
Barbaba Tóth in FALTER 15/2014 vom 09.04.2014 (S. 39)
Ein neues Kinderbuch macht Lust auf Wochenenden im Waldviertel
Kleine Heldengeschichten konnte Heinz Lederer immer schon erzählen. Das musste er früher auch, von Berufs wegen. Lederer, 51, war Ende der 1990er-Jahre Kommunikationschef der SPÖ. Damals hieß der Parteichef noch Viktor Klima, und die Sozialdemokraten entdeckten gerade das "Spin-Doctoring", also die gezielte Beeinflussung der Medien mittels guter "Drehs".
Inzwischen verdient Lederer sein Geld als PR-Berater. Der Privatmann Lederer hat soeben ein Kinderbuch geschrieben. Auch hier geht es um Bewährungsproben, um Gegnerabwehr und um manch kreativen Trick. Die Helden heißen aber nicht mehr Bundeskanzler Viktor Klima, sondern Robert von der Rosenburg und Dieter von Zwettl.
Vater zweier Söhne
Der Waldviertel-Bezug in Lederers erstem Kinderbuch ist kein Zufall. Lederer hat selbst drei Söhne, einen bereits erwachsenen aus einer früheren Beziehung und zwei kleinere (zwei und fünf Jahre alt). Die reizende Gegend am nördlichen Ende des Kamptals in Niederösterreich hat sich als ideale Wochenenddestination für die zwei kleinen Rabauken erwiesen. Die Autofahrten hin und zurück verkürzten die Lederers mit Abenteuergeschichten, die Lust machen sollten auf das, was kommt: Burgenbesuche, versteckte Badeteiche, Wanderungen entlang von Fluss- und Bachläufen und Übernachtungen in Pensionen mit Blick auf den Wald.
Vor nicht ganz einem Jahr traf die Familie ein tragischer Schicksalsschlag. Auch das war ein Grund, die Erzählungen einmal zu Papier zu bringen. Der Reinerlös aus dem Buchverkauf geht an die Initiative Kinderburg Rappottenstein, die Familien mit chronisch kranken oder schwersttraumatisierten Kindern, etwa nach dem Verlust eines Elternteils, Urlaube ermöglicht.
Spaß und Spannung
Der Neo-Kinderbuchautor Lederer wollte kein Buch mit hohem pädagogischem Anspruch schreiben. Es geht ihm einfach um Abenteuer, Spaß und Spannung. "Im Vordergrund stehen die beiden Hauptcharaktere der kleinen Ritter", sagt er. "Ich mag es einfach, Geschichten zu erzählen, wie sie auch ein Wickie oder Pumuckl erlebt. Und natürlich ist es eher ein Buch für kleine Buben als kleine Mädchen, aber nicht nur."
So müssen sich die beiden Kameraden Robert und Dieter einmal vor bösen gegnerischen Rittern retten, die ihnen den Weg entlang des Kamps versperren. Sie schicken ihre Pferde weg, ziehen ihre Rüstungen aus und schnappen sich ihre Schilde als Surfbretter, mit denen sie über die Wellen des Kamps reiten und so entkommen.
Ein anderes Mal wird ihre Burg – die Rosenburg – belagert, und sie basteln sich einen Heißluftballon, um die feindlichen Truppen zu überrumpeln. Eine andere Geschichte spielt am Edelsberger See, wo es gilt, einen Schatz am Boden des Teiches hochzutauchen.
Lederer ist bis heute überzeugter Sozialdemokrat. Es ist daher kein Zufall, dass die Konkurrenten ausgerechnet der "Schwarze Ritter" und der "Blaue Heinrich" heißen.
Wer die Bewährungsproben der beiden kleinen Ritter nachreisen will, findet in Lederers Buch viele Anknüpfungspunkte. Die Rosenburg gibt es tatsächlich und sie bietet auch Ritteressen und – immer im Oktober – ein Ritterturnier an.
Reisen in die Fantasie
Auch der Edelsberger See existiert nicht nur in der Ritterwelt von Robert und Dieter, er liegt bei Gutenbrunn und ist ein schöner Badeplatz. Von der am See gelegenen Pension Seewolf lassen sich gut Ausflüge und Mountainbiketouren organisieren. Hier kann man auch – für Wiener Verhältnisse – einfach und günstig übernachten.
Lederers Geheimtipp für Übernachtungen und Essengehen mit Kindern ist aber das Bühnenwirtshaus Juster in Gutenbrunn. Ein traditionelles Wirtshaus mit feiner Küche, einfachen, aber schönen Zimmern – und umfangreichem Kulturangebot.
Von Rappottenstein aus lässt sich weiters der Lohnbachfall erwandern, Trittsicherheit vorausgesetzt, und mit dem Gasthaus Seidl gibt es auch hier eine ideale Jausenstation.
Dieser Wasserfall kommt zwar in Lederers Buch nicht vor, aber eine Idee für eine Abenteuergeschichte, die Robert und Dieter hier zu bestehen haben, findet sich am Weg bestimmt.