

Sebastian Fasthuber in FALTER 48/2014 vom 28.11.2014 (S. 35)
"Man braucht oder zumindest ich brauche dreierlei, um schreiben zu können: Ich bin auf ein Gefühl angewiesen, muss eine passende Form dafür finden und benötige Ausdauer zur Ausführung." Xaver Bayer (Jg. 1977) ist eine schwer zu fassende Erscheinung. Als um 2000 erste Texte des Wieners erschienen, hielt man ihn für einen Popautor, später für einen Dandy. Mittlerweile kann man in ihm eine aus der Zeit gefallene Dichterexistenz erkennen.
"Aus dem Nebenzimmer" versammelt Texte aus Literaturzeitschriften, in denen er auf kleinem Raum seine Kunst demonstriert: winzige Erschütterungen im Alltag wahrzunehmen und in Sprache zu fassen, nach Momenten von Auflösung und Glück zu suchen – und gleichzeitig schon wieder die nächste Niederlage zu erwarten. In "Simulacrum" lässt der Erzähler einen HIV-Test machen; nachdem die Ärztin das Ergebnis mitgeteilt hat, sagt sie: "Aber Sie machen ja immer noch so ein ernstes Gesicht."