Karl Kraus

30 und drei Anstiftungen
250 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783903110113
Erscheinungsdatum 10.06.2016
Genre Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Verlag Klever Verlag
Nachwort von Thomas Rothschild
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Kurzbeschreibung des Verlags

Mit seinen „30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus“ – zunächst als Serie in der Wiener Straßenzeitung „Augustin“, später in Buchform erschienen –, hatte Richard Schuberth neue Schlaglichter auf den Satiriker und Sprachkritiker geworfen, den mit Kraus nicht vertrauten Lesern und Leserinnen einen Weg zu dessen Werk gebahnt, aber auch Kraus-Kennern neue Blickwinkel und ungeahnte Gegenwartsbezüge eröffnet.
Durchwegs unkonventionell und engagiert, abseits der akademischen und feuilletonistischen Trampelpfade zeigt Schuberth, was aktuelle Gesellschafts- und Kulturkritik von Karl Kraus lernen könnte, lernen sollte.

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ISBN 9783903110113
Erscheinungsdatum 10.06.2016
Genre Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
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FALTER-Rezension

Er ist der Geist, den man ständig spuken heißt

Armin Thurnher in FALTER 41/2016 vom 14.10.2016 (S. 7)

Richard Schuberth geriert sich als Testamentsvollstrecker von Karl Kraus. Sein Kraus-Buch ist dennoch lesenswert.

Der Wiener Richard Schuberth, Autor unter anderem eines Romans und eines wirtschaftspolitischen Buchs, hat vor neun Jahren in der Wiener Straßenzeitung Augustin eine kenntnisreiche, gut geschriebene dreißigteilige Serie über Karl Kraus veröffentlicht, die nun – um drei weitere Essays zum Thema Kraus erweitert – zum zweiten Mal auch als Buch erscheint.
Das Buch wurde vom deutschen Feuilleton zu Recht hoch gelobt. Es vermeidet jene Trivialisierungen, die bei Kraus fast nie vermieden werden. „Mir fällt zu Hitler nichts ein“ – noch immer wird dieser ironische Eingangssatz des großen Werks „Die Dritte Walpurgisnacht“, einer klarsichtigen, frühen Abrechnung mit den Nazis, als Offenbarungseid missverstanden.
Falsch verstanden wird meist auch Kraus’ prekäres Verhältnis zu Sozialdemokratie und Austrofaschismus. Kraus, einst Anhänger der Sozialdemokratie, plädierte für einen Schulterschluss mit dem austrofaschistischen Kanzler Engelbert Dollfuß, weil er ihn für den Einzigen hielt, der Hitler von Österreich fernhalten hätte können. Das Auseinanderklaffen zwischen revolutionärem Gerede und überpragmatischer Praxis der sozialdemokratischen Führer hatte ihn enttäuscht. Das brachte ihn aber, wie Schuberth richtig bemerkt, keinen Zentimeter näher zu den Christlichsozialen. Er verurteilt Kraus weder leichtfertig, wo dieser eine Ehrenrettung vor der Nachwelt verdient, noch nimmt er ihn in Schutz, wo er nicht in Schutz genommen werden kann, etwa bei antisemitischen Äußerungen oder bei seiner Fehleinschätzung des Februaraufstands 1934.
Beim Thema Kraus tritt geradezu naturnotwendig das Problem auf, dass jeder, der sich auf sein Werk einlässt, in Versuchung gerät, zum Adepten zu werden. Auch Schuberth widersteht ihr – wie der Rezensent – nicht durchgängig. Kleine Stellvertreterkriege unter uns Krausianern müssen also ständig ausgefochten werden. Im Kapitel über Kraus und den Journalismus erfährt die Affäre Békessy eine sehr kurze Erwähnung. Die Erwähnung ist deswegen zu kurz, weil Imre Békessy, wie Schuberth richtig bemerkt, im Wien der 1920er-Jahre den modernen Boulevardjournalismus vorwegnahm und sich zynisch offen zu erpresserischen Praktiken bekannte.

Das Verhältnis Békessys zu Teilen der Wiener Sozialdemokratie verdiente nähere Behandlung, ebenso dessen Vorläufercharakter für zeitgenössische Zeitungsmacher. Schuberth nimmt die Affäre aber hauptsächlich zum Vorwand, eine Haltung einzunehmen, die er anderswo geißelt. Er fragt, wie sich Kraus wohl zur heutigen Presselandschaft äußern würde, und antwortet selbst: „Sicher ist, dass er sich nicht mit Peanuts abgeben, sondern seine Kritik erst bei jenen so genannten Qualitätsblättern ansetzen würde“, also beim Standard und beim Falter und deren Leitartiklern, also bei mir.
In den Augustin-Essays wurde ich noch namentlich genannt (wenn auch falsch geschrieben), in der Neuauflage des Buches sind die Namen der inkriminierten Chefredakteure verschwunden. Schuberth: „Wie sehr den Zeitungsintellektuellen unserer Tage die Angst vorm Fackelkraus im Nacken sitzt, beweist die magische Praxis des Zitats. Das Krauszitat lässt den Journalisten magisch an dessen geistiger Autorität teilhaben und dient zugleich als Schutzzauber. Wogegen? Gegen Kraus selbst, dessen Geist ja noch immer durch die Redaktionsstuben spuken und die eigenen Texte ihrer ganzen Dürftigkeit überführen könnte.“

Das mag so sein oder nicht. Dass er mich in einen Zusammenhang mit Békessy setzt, mit oder ohne Namensnennung, ist nicht hinzunehmen. Woher er weiß, dass solche wie ich „in ständiger Angst und Hoffnung (leben), dass sich die Privatwirtschaft (meiner) erbarmte, wenn der Redakteurssessel zu heiß würde“, bleibt sein Geheimnis. Dass die Vertreibung Békessys ein Erfolg der Satire gewesen sei, ist übrigens ein Irrtum. Sie war ein Erfolg von Justiz und Politik. Békessy flüchtete vor einem von Kraus betriebenen Prozess, in dem ihm die Verurteilung drohte, und weil ihn die Wiener Sozialdemokraten fallengelassen hatten.
Der Kraus-Testamentsvollstrecker ohne Mandat ist vielleicht die häufigste Form des Kraus-Nachfolgers. Schuberth ist einer, den man mit Gewinn liest, wenn man nicht gerade selbst von ihm untergebuttert wird; aber das trifft ja nur auf den kleinsten Teil seines Publikums zu. Zu Recht betont Schuberth, wie sehr Kraus als Bezugspunkt von Kritik gesehen werden sollte und nicht gesehen wird, sei es von Medien- oder von Sozialkritik. Als Einführung zum Werk von Karl Kraus ist sein Buch wichtig und nützlich. Dass ein Nachwort von Thomas Rothschild den Autor würdigt, aber teilweise auch kritisiert, macht es sympathisch. Ich wünsche ihm viele Leserinnen und Leser.

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