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Kurzbeschreibung des Verlags
Su kriegt ein Kind. Vater gibt es keinen dazu. Aber ein neues System, das sich jetzt „von der Wiege bis zur Bahre“ um alles kümmert. Egal ob Kindererziehung, Gesundheitswesen oder Sterbebegleitung. Ein zentrales Amt klassifiziert, bewertet und kontrolliert die Bevölkerung gemäß Plus und Minus.
Su’s Sohn Willi entwickelt sich vom Kleinkind mit erheblichen psychischen Defekten zu einer militärischen Führungskraft, die nach Macht strebt. Zu tun gibt es einiges: Die Gesellschaft muss klar und scharf gespalten werden, außerdem wurde von „Auswärtigen“ ein hochgefährlicher Virus eingeschleppt; betroffen sind mehr Plus als Minus. Der Großteil der Geschichte wird von Su erzählt, einer Frau, die sozial abgedriftet ist, sich aber dennoch nicht beteiligen möchte an der Systemerhaltung. Der letzte Teil des Buches wird aus der Perspektive von Willi erzählt, der nun das Ruder übernimmt und zeigt, was ohne jegliche Empathie in der Gesellschaft möglich werden kann.
Es beginnt als Sozialdrama: „Rikki treibt es mit mir.“ Susanne wird beim One-Night-Stand nach dem Faschingsgschnas von einer Zufallsbekanntschaft schwanger. Phlegmatisch wartet sie, bis es für eine Abtreibung zu spät ist; von der Notstandshilfe würde sich der Eingriff ohnedies nicht ausgehen.
Im Hintergrund braut sich währenddessen etwas zusammen, das mit der Mutter- auch die Herrschaft über Susannes Leben bekommt. Eine neue Obrigkeit nistet sich ein wie das „Bauchmonster“. Das Kind nimmt Susanne an, weil „das Amt“ dafür zahlt, dass Mütter zuhause bleiben. Stillen ist Vorschrift. Neugeborene werden gebrandmarkt und in Plus (aus denen etwas werden soll) und Minus eingeteilt. In der Oberstufe werden die Minus abgehängt, die Eliten bekommen Schießunterricht.
Susanne ist allerdings zu träge, um die neuen Vorschriften zu lesen („Ist mir ohnehin zu kompliziert, die verwenden eine eigene Sprache, damit ich mir erst recht blöd vorkomme“). Dann taucht plötzlich ein gefährliches Virus auf, das dem Amt zufolge „die Auswärtigen“ eingeschleppt haben. Es ermöglicht den Behörden vollen Zugriff auf die verängstigte Bevölkerung.
Wegen Corona ist „Kennzeichnung“ vorerst nur als Taschenbuch erschienen. Mehr verbindet den ersten Roman der in Wien lebenden oberösterreichischen Autorin und Übersetzerin Claudia Bitter nicht mit der realen Pandemie. Er ist vielmehr eine erschreckende Prophezeiung über die Mechanismen faschistoider Machtergreifung und -ausübung. Diese funktioniert nur zum Teil über ein digitales Überwachungssystem, es braucht dafür auch willfährige Subjekte.
Bitters Sozialkritik wirkt nie platt. Die passive Perspektive der Hauptfigur auf die anonyme Herrschaft ist schlau gewählt, ohne Absicht bewahrt Susanne Haltung. Nützen wird ihr das nichts. Mehr sei über das drastische Ende nicht gesagt, das aus der Sicht ihres systemkonformen Sohnes erzählt wird.
„Kennzeichnung“ überzeugt durch die kühle Schilderung des Unheils und die klare, nur scheinbar einfache Sprache.