
Dominika Meindl in FALTER 13/2021 vom 31.03.2021 (S. 37)
Heimito von Doderer (1896–1966) reinkarniert 1976 im Leib der Neugeborenen Marie. Der Geist ringt um Kontrolle über den Wirtskörper: „Marie, ich befehle Ihnen, sich umzudrehen, sofort, in einem Schwunge, beherzt und auf der Stelle!“ Was wie eine literarische Schnapsidee klingt, erweist sich nach anfänglichem Unglauben als richtig komisch. Nadja Bucher, Wiener Slam-Poetry-Pionierin, parodiert Doderers Ton trefflich. Noch bizarrer wird es, als der Schriftsteller Adolf Loos trifft, der im Körper von Maries Kindergartenfreundin gefangen ist.
Die beiden Dämonen fachsimpeln telepathisch während eines Laternenumzugs oder streiten beim „Am dam des“-Schauen, ob das nun ihre persönliche Hölle sei: „Sie ahnen nicht, was ich hier durchmache, werter Doderer, Kinderlieder bar jeder Vernunft im hochfrequenten Schallbereich!“ Ein schön skurriler Roman, ein Lob auf das rote Wien und das Dasein als Mädchen.


