Tom ist 40 und arbeitet als Barchef bei einem Nobelitaliener in Währing. Als kontrollierter Alkoholiker steht er seine Schichten mit einem Bier davor und einem in der Mittagspause durch. Erst nach Dienstschluss geht es richtig los. Obwohl schon etwas verlebt, kann er sich der Nachfrage der Frauen kaum erwehren – selbiges gilt für das Gras, das er im steuerfreien Nebenjob unter die Leute bringt.
In den ersten Kapiteln könnte man meinen, der Autor wandle auf den Spuren von Bret Easton Ellis. Doch seine Hauptfigur ist kein Ekelpaket, sondern ein Süchtiger, bei dem sich charismatische Züge und Schwächen die Waage halten. Rückblicken in die Kindheit erklären Toms Charakter, was nicht ohne Klischees gelingt. Als böses Gesellschaftsporträt von der Theke und Hinterzimmern aus ist das Buch dagegen gelungen. Licht und „Blaue Schatten“: Der Leser kämpft sich durch wie der Protagonist.
Sebastian Fasthuber
in
FALTER 34/2019 vom 23.08.2019 (S. 28)