

Wenn Stiftungen dem Staat Nachhilfe geben müssen
Heidi Schrodt in FALTER 42/2025 vom 15.10.2025 (S. 19)
Wer im Bildungswesen engagiert ist, dem ist Andreas Ambros-Lechner ein Begriff - sei es im Kontext der von ihm gegründeten MEGA-Bildungsstiftung, früherer Initiativen oder des vor zwei Jahren gegründeten Österreichischen Bildungsforums. Nun hat er ein Buch vorgelegt, das er als "Zwischenbilanz eines 40-Jährigen" beschreibt, "der sich für gesellschaftlichen Fortschritt einsetzt". Das Buch ist sehr ungewöhnlich gegliedert. Es besteht aus vier Teilen und 80 Kürzestkapiteln, alle mit dem Fokus auf gesellschaftlichen Fortschritt durch Impact-Organisationen.
Was sich vermutlich zunächst nicht besonders spannend anhört, erweist sich als äußerst interessante Lektüre, denn ausgehend von seiner eigenen Lebensgeschichte zeigt Ambros-Lechner auf, wie jeder einen Beitrag zu einem starken Wir leisten kann.
Ambros-Lechner war in seiner Jugend leidenschaftlicher Tennisspieler und besuchte ein Leistungssportgymnasium. Somit war bereits in seiner Schulzeit Wettbewerb Teil seines Alltags. Doch in der Welt der Gemeinnützigkeit sei Wettbewerb ein Tabuthema, daher müsse die Leistungsdebatte endlich aus den ideologischen Schützengräben geholt werden. Dafür setzt sich Ambros-Lechner seit Jahren ein.
Wie viele erfolgreiche Menschen war auch er ein schlechter Schüler, und zwar in einer schwierigen Lebensphase mit 17 Jahren. Die siebte Klasse wiederholte er sogar zweimal. Dass er dennoch nicht aufgab, lag an einem Lehrer, der an ihn glaubte. Dieser Geografielehrer und andere Personen, die ihn unterstützten, prägten sein Selbstvertrauen und seinen Lebensweg nachhaltig. Dann studierte er Wirtschaftswissenschaften an der WU Wien und Politikwissenschaft an der Universität Wien.
Dank dieser Erfahrung gründete er das Mentoringprogramm "Sindbad", in dem Wiener Jugendliche in so genannten Brennpunktschulen ein Jahr lang einen ehrenamtlichen Mentor zur Seite haben, der sie ein Jahr lang beim Ausbildungsübergang mit 14 begleitet. Das Ziel war, Chancen für Jugendliche zu schaffen, an die niemand glaubt. Neun Jahre nach der Gründung ist "Sindbad" nachhaltig abgesichert und verfügt über 40 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Begonnen hat seine berufliche Aktivität unmittelbar nach dem Studium als Mitgründer einer politischen Partei, der Neos, die er vier Jahre lang begleitete. Während dieser Tätigkeit hat er unzählige Diskussionen zur Bildungsreform erlebt, doch geändert hat sich nichts. "Die x-te Diskussion über die Bildungsreform konnte ich nicht mehr hören", schreibt er. Er wollte etwas Konkretes tun und täglich mit Jugendlichen arbeiten, um eine unmittelbare Wirkung zu sehen. So kam es zur Gründung von "Sindbad".
2019 gründete Ambros-Lechner die MEGA-Bildungsstiftung, deren Generalsekretär er ist. Der von der B&C und Berndorf Privatstiftung unterstützte Fonds vergibt jedes Jahr eine "Bildungsmillion" für innovative Projekte, 40 wurden seit der Gründung insgesamt schon gefördert.
2025 gingen je 200.000 Euro an "Mein Weg geht weiter", das Finanzbildung für Mädchen an landwirtschaftlichen Fachschulen fördert; "Skill up!", das das Gleiche für Lehrlinge tut, und die "Youth Entrepreneurship Week", bei der Jugendliche lernen, Probleme aus ihrem Umfeld anzugehen.
Durch die MEGA-Stiftung entstand auch das 2023 gegründete Österreichische Bildungsforum, bei dem sich seitdem jedes Jahr Experten zwei Tage lang in Ybbs an der Donau zum Austausch treffen.
Fazit: Das Buch ist nicht nur für potenzielle Stiftungsgründer interessant, sondern für alle Bildungsinteressierten, wie überhaupt für am Gemeinwohl interessierte Staatsbürger.