Stille

Roman
224 Seiten, Buch
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ISBN 9783905951233
Erscheinungsdatum 07.10.2013
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Secession Verlag für Literatur
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Kurzbeschreibung des Verlags

Eine morsche Hütte im Nirgendwo. Ein Mann wird dort festgehalten. Seit Jahren.Weder weiß er von wem, noch warum. Seine einzige Gesellschaft: die Trugbilderseiner Erinnerung. Ein heftiger Sturm zieht auf, als könne auch dies Nirgendwonoch gelöscht werden.Zur selben Zeit versucht eine Frau an einem anderen namenlosen Ort die Stücke ihreszerbrochenen Lebens zusammenzuhalten und wehrt die aufflutende Vergangenheitvergeblich ab.Ihrer beider Leben kannte eine gemeinsame Zeit: Sie waren ein Paar. Sie gingen einanderverloren. Und ihre Liebe hört nicht auf zu zerbrechen, immer wieder, getrenntin Ort und Zeit.In dunkel funkelnder Sprache zeigt Peter Zimmermann mit Stille nicht allein dieTrümmerreste einer gescheiterten Beziehung auf, er läßt die Brüchigkeit von Erinnerungselbst spürbar werden, kein Kompaß ist verloren gegangen, Unsicherheit ziehtihre Kreise, Vergangenheit bedroht das gegenwärtige Leben: Und unter allem pochtdas Herz einer Sprache, deren Schönheit dem Verlorenen gilt, dem Einsamen, derWehmut im Wissen um alle Vergeblichkeit.

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FALTER-Rezension

Katharina steigt in eine Badewanne, Paul ertrinkt

Erich Klein in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 10)

In Peter Zimmermanns Roman "Stille" begegnet man einem rätselhaft verschlungenen Figurenensemble

Die Wiener Autor und Journalist Peter Zimmermann hat bislang diverse literarische Genres durchgespielt – den historischen und den Kriminalroman und neben zwei Essaybänden eine Art Heimatroman. "Stille" ist nun eine Liebesgeschichte mit den Mitteln des Absurden. Vielleicht auch vice versa – genau lässt sich das bei den Protagonisten Jan, Katharina, Paul, Camilla, Iris und Freddie nicht sagen.
Es beginnt im unwegsamen Gelände eines unbekannten Landes. "Es wird Regen geben", sagt ein ominöser Wächter zu seinem Gefangenen. Dessen Antwort: "Gefangener 64979324. Auf seinem Platz." Von diesem Häftling namens Jan ist vorerst nicht mehr zu erfahren, als dass er der Welt abhanden kam und in einer "Dreyfus-Hütte, der Teufelsinsel-Hütte, der Hütte ohne Wiederkehr" haust. Peter Zimmermann beschreibt detailgenau, souverän realistisch und ohne jeglichen Symbolismus eine Endzeitgegend – Käfer und Asseln, eine Krähe, Lichtreflexe, immer wieder Regen.

Der Klarheit der Landschaftsdarstellung radikal entgegengesetzt verlaufen verschlungene Erzählstränge und vor allem aus Jans Perspektive entwickelte Erinnerungsbewegungen. Jan beschwört seine Liebe zu Katharina, die ihrerseits in einer fernen, offenkundig alltäglichen Welt lebt und in Gesprächen mit einem Therapeuten ihre Vergangenheit durchforstet. Jans Jugendfreund Paul und dessen Geliebte Camilla tauchen auf; mit Camilla hatte Katharina eine lesbische Beziehung, Paul ertrank bei einem Bootsausflug. Schließlich ist da noch Iris, zu der sich Jan vor seiner Verhaftung geflüchtet hatte; von ihr, die in einem amerikanischen Gefängnis einsitzt, weil sie verdächtigt wird, ihren Mann Freddie umgebracht zu haben, versucht Katharina etwas über Jans Verschwinden herauszufinden.
So kompliziert der Plot von "Stille" anmutet, Zimmermanns nüchternem Erzählduktus gelingt es, Spannung aufzubauen. Rätselhaftigkeit wird zum weltbeherrschenden Gesetz und zur wichtigsten Eigenschaft aller Figuren: Verstehen sie sich selbst? Kennt sie der Erzähler? Wurde Katharina tatsächlich Opfer von Kindesmissbrauch? Während Paul im Wasser versinkt, steigt Katharina in eine Badewanne – was bedeuten solche Koinzidenzen?
Verschiedene Andeutungen wechseln zu Jugenderinnerungen an die Musik von Uriah Heep und eine Joyce-Lektüre – und schließlich zur Mikroerzählung darüber, wie Paul, immer auf der Suche nach der absoluten Farbe Schwarz, als Maler gescheitert war: "Ihm war nun klar, dass die Bilder von einer großen Geheimnislosigkeit erzählten. Und von einem großen Irrtum." Die Kehrseite des Mysteriösen ist das Banale, aber selbst dies bleibt ein Rätsel.
Das der Erzählung eingeschriebene Roadmovie bewegt sich zunächst zu einer Geschichte über die Landung der Amerikaner in Sizilien. Es folgen die 1960er samt Timothy Leary und LSD. Schließlich trifft man den Spross der aus ­Litauen stammenden New Yorker Zirkusdynastie Harlin. Katharina erhofft sich dort Auskunft über Jan – die Frage, wie alles zusammenpasst, stellt sich schon längst nicht mehr, auch wenn es einmal heißt: "Die ­Lebenden kannst du hinter dir lassen oder du kannst dich mit ihnen arrangieren. Die Toten aber hängen an dir wie deine eigenen Gliedmaßen."

Was Jan und Katharina betrifft, so kommt ihre Geschichte zu keinem Ende – es bleiben amorphe Angst, ein nie mehr nachlassender Schockzustand: "Der Mensch will ja auf alles eine Antwort haben, also schaut er so lange in das trübe Nichts hinein, bis er glaubt, darin etwas zu erkennen, ein Gesicht, wie beim Turiner Leichentuch oder im Rauch der brennenden Twintowers."
Die Frage nach der Liebe aber, wer hier wen je überhaupt geliebt hat, endet in einem doppelten Showdown. In Bezug auf Jan, der sich immerhin schon seit acht Jahren in Gefangenschaft befindet, heißt es: "Es ist zu früh für dich. Die Geschichte ist nicht zu Ende." Katharina fragt aus der Entfernung in seine Resignation hinein: "Was ist es, Jan, was hält uns zusammen?" Und: "Alle Liebesgeschichten sind banal."
Als wollte sie selbst eine Antwort auf diesen Befund geben, folgt einer der schönsten Romanschlüsse seit langem: "Nichts wird je von Bedeutung sein."

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