
Dominika Meindl in FALTER 24/2018 vom 13.06.2018 (S. 30)
Religion und Sexualität, das ist eine Geschichte voller Missverständnisse, und der Bible Belt der USA ist der Vatikan der Homophobie. In seinem autobiografischen Text erzählt Garrard Conley von den Versuchen seines Vaters, eines Baptisten-Pastors, ihn den Fängen des Teufels zu entreißen, nachdem ihn ein Studienkollege vergewaltigt und danach zwangsgeoutet hatte. Das Opfer musste in ein groteskes Entschwulungsprogramm. „Als Erstes müsst ihr einsehen, dass ihr von Sex abhängig geworden seid, von Dingen, die nicht von Gott kommen“, hört er dort.
Zwölf Jahre später erscheint „Boy Erased“. Conleys Konflikt und die Geborgenheit im Glauben werden nachvollziehbar, die Liebe zwischen Eltern und Sohn spürbar, die Selbstqual bis zur Emanzipation deutlich. Die Leistung seiner Lebensbeichte ist es, flapsigen Fundamentalismus-Kritikern mehr Genauigkeit abzuverlangen.


