Die Rolle der Homoerotik im Arabertum

Gesammelte Aufsätze 1921-1928
192 Seiten, Buch
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Reihe Bibliothek rosa Winkel - Sonderreihe Wissenschaft
ISBN 9783935596800
Erscheinungsdatum 31.01.2006
Genre Sachbücher/Geschichte/Sonstiges
Verlag Männerschwarm, Salzgeber Buchverlage GmbH
Herausgegeben von Sabine Schmidtke
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Die Homoerotik der Araber zeugt von erfrischender Sinnlichkeit. Es ist aber der Eindruck unrichtig, daß sie eben nur Sinnlichkeit sei. Araber haben auch Tiefes über dauernde Freundschaft gedacht."

Karsch-Haack beschwört ein Bild orientalischer Lebensfreude, das dem europäischen Betrachter jener Tage geradezu paradiesisch erschienen sein muss: Die Kombination von Gelehrsamkeit, verfeinertem Umgang und unbefangener Bewunderung jungmännlicher Schönheit entsprach in hohem Maß der Lebensweise, die homosexuelle Männer der gebildeten Schichten Europas für sich selbst anstrebten. Für den heutigen Leser erzeugt der Rückblick auf eine international bewunderte Kultur einen frappierenden Kontrast zu aktuellen Problemen wie religiösem Dogmatismus und menschenverachtender Sittenstrenge. "Renommier-Araber" am türkischen Hof, herzergreifende Liebesgeschichten und erotische Tabulosigkeit, die sich unter anderem in einer hochdifferenzierten Begrifflichkeit für sexuelle Vorlieben ausdrückt, sind nur einige Merkmale dieser kulturgeschichtlichen Dokumente.

Dieser Band präsentiert einen bunten Reigen historischer und vor allem literarischer Funde aus mehr als einem Jahrtausend, die Beispiele dokumentieren die zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügbare wissenschaftliche Literatur und reichen zurück bis in die Zeit Karls des Großen. Der geplante Band über Hamiten und Semiten sollte die Buchreihe Forschungen über gleichgeschlechtliche Liebe vervollständigen, zu der bereits die Bände Das gleichgeschlechtliche Leben der Chinesen, Japaner und Koreer (1906) sowie Das gleichgeschlechtliche Leben der Naturvölker (1911) erschienen waren. Die Arbeit wurde jedoch nicht vollendet, und die vorab veröffentlichten Aufsätze werden hier erstmals im Zusammenhang vorgelegt. In ihrer Einleitung benennt die Herausgeberin Sabine Schmidtke, Professorin für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin, nahezu lückenlos die von Karsch-Haack ausgewerteten Quellen und bestimmt so den wissenschaftsgeschichtlichen Standort seiner Arbeiten.

Aus dem Inhalt:

Die Rolle der Homoerotik im Arabertum - Homoerotik in Christentum und Islam - Androgamie (Männerehe) bei den Amoniern - Mehmed II., der Eroberer Konstantinopels - Aus dem fernen Afghanistan sowie literarische Zeugnisse wie Ein Batscha und seine Bewunderer und Der verliebte Dichter

Ferdinand Karsch-Haack (1853-1936), im Hauptberuf Zoologe (Insektenforscher) und zuletzt Kustos am Zoologischen Museum in Berlin, war zugleich einer der produktivsten Schriftsteller der frühen homosexuellen Emanzipationsbewegung in Deutschland. Er veröffentlichte historische Skizzen und Biographien, ethnologische Studien, programmatische Essays und literarische Anthologien.

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Reihe Bibliothek rosa Winkel - Sonderreihe Wissenschaft
ISBN 9783935596800
Erscheinungsdatum 31.01.2006
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FALTER-Rezension

Martin Droschke in FALTER 11/2006 vom 17.03.2006 (S. 35)

Warme Wüstensöhne

Die Texte des Schwulenpioniers Ferdinand Karsch-Haack führen zurück zum Beginn der Sexologie.

Der 150. Geburtstag Sigmund Freuds mag auch daran erinnern, wie kurz die Tradition ist, auf die nicht nur die Psychoanalyse und Psychologie zurückblicken kann, sondern im Grunde das gesamte Feld der Sozialwissenschaften. Es ist ein Jammer, dass nur ab und an wissenschaftliche Schriften aus den Kindertagen der Moderne neu aufgelegt werden, in denen die Sittengeschichte aller Völker und Zeiten nach Belegen dafür abgesucht wurden, dass der Mensch schon immer eine soziale, emotionale, kognitive und sexuelle Individualität besessen hat.

Mit welcher Waghalsigkeit die Pioniere des neuen Denkens argumentierten, zeigt der jüngste Titel der Reihe Bibliothek Rosa Winkel, der Aufsätze des drei Jahre vor Freud geborenen Berliner Publizisten Ferdinand Karsch-Haack präsentiert. Ab 1878 trug der Kopf der schwulen Emanzipationsbewegung systematisch Material zusammen, um zu beweisen, dass die gleichgeschlechtliche Liebe kein Phänomen eines dekadenten, sich industrialisierenden Europas war, sondern zu jeder Zeit und in allen Kulturen praktiziert wurde.

Das Ergebnis der ab 1921 verstreut publizierten Aufsätze über "Die Rolle der Homoerotik im Arabertum" stand entsprechend von vornherein fest. Trotz einer im Koran überlieferten Ablehnung des Propheten Mohammed und einer daraus für die Scharia abgeleiteten schweren Bestrafung war die Homosexualität in den islamischen Kulturen stets stärker verankert als in christlichen Ländern, so Karsch-Haacks nicht ganz überraschende Botschaft.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Karsch-Haacks Schriften sind keine ernst zu nehmenden Quellen über die orientalische Alltagskultur. Zu grob ist der Widerspruch zwischen dem beiläufig eingestreuten Verweis auf die in allen großen Konfessionen angedrohte Todesstrafe und den demonstrativ in den Vordergrund geschobenen Belegen für die Existenz von Knabenbordellen, für den Volksbrauch gleichgeschlechtlicher Jünglingstänze oder für die Praktik, einem homosexuell wirkenden Pubertierenden ein als Junge verkleidetes Mädchen zur Seite zu geben, um ihm das andere Geschlecht doch noch schmackhaft zu machen.

Was den von der Orientalistin Sabine Schmidtke zusammengestellten und kommentierten Band so interessant macht, ist der im Subtext transportierte Einblick in die Geschichte der Sozialwissenschaften. Es verstört, wie wenig gesicherte Fakten zur Verfügung gestanden und wie viel Energie in die Korrektur von Tatsachen gesteckt hatten werden müssen, die als bare Münze galten, obwohl bekannt war, dass sie aus einer absichtlichen sittlichen Bereinigung von Übersetzungen resultierten.

Nur ganz am Rand ist der für islamische Kulturen prägende Ausschluss der Frau aus dem öffentlichen Leben, das Tabu weiblicher Reize und die Unterdrückung einer öffentlich gelebten Zweigeschlechtlichkeit thematisiert. Karsch-Haack konnte gar nicht anders, als zentrale psychosoziale Zusammenhänge auszusparen. Mit anderen Worten: Noch in den 1920er-Jahren hatten Sittengeschichtler keine Chance, bis zum eigentlichen Sujet ihrer Arbeit vorzudringen. Entsprechend kurios lesen sich die Ergebnisse.

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