

Sebastian Fasthuber in FALTER 1-2/2013 vom 09.01.2013 (S. 30)
Die letzten Tage von Stefan Zweig waren keine schönen. Zuvor ein Weltstar im Literaturbetrieb, versank der Österreicher, Jude, Humanist und Weltbürger mit dem Aufkommen der Nazis in Melancholie und Verzweiflung. Seine Bücher wurden nicht mehr in seiner Sprache veröffentlicht und nirgendwo schien er willkommen. In der verlorenen Heimat war er der Jude, in England wurde Zweig als Deutscher angefeindet, in New York konnte er wegen des Asthmas seiner jungen Frau Charlotte nicht bleiben, und so verbrachte er seine letzten Lebensmonate im brasilianischen Petrópolis.
Sorel & Seksiks Graphic Novel, die auf Laurent Seksiks Zweig-Roman "Vorgefühl der nahen Nacht" basiert, hebt an mit der Schiffsreise von New York nach Rio und endet mit dem Doppelselbstmord des Ehepaars. Zuvor übergibt der Schriftsteller noch seine Autobiografie "Die Welt von gestern" an seinen brasilianischen Verleger. "Die letzten Tage von Stefan Zweig" führt die Tragödie eines Menschen, der vor dem Hintergrund der großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts keinen Ausweg mehr sah, eindrucksvoll vor Augen.