

Sebastian Fasthuber in FALTER 28/2019 vom 12.07.2019 (S. 27)
Die in Berlin lebende österreichische Autorin Sandra Gugić hat einen Gedichtband geschrieben, der dezidiert unlyrisch daherkommt. Von Reimen ist hier keine Spur, auch auf Rhythmus und Sprachmelodie wurde kein gesteigerter Wert gelegt. Das ist freilich Konzept. Es soll gar nicht schön klingen. Harte Gegenwartssprache prasselt auf den Leser ein: „schutzlose vermessung gefühlte grundlage der legitimationsstrategie / informelle umverteilung von ausstiegsterminen das werben um stimmen / banale einsicht der klientel: man kann nicht mehr“.
Vom Ansatz erinnert „Protokolle der Gegenwart“ ein wenig an Rainald Goetz’ manische Mitschriften der laufenden Ereignisse. Nur dass bei Gugić kein dicker Wälzer daraus wurde, ihr Wortschwall ist wohldosiert. An Themen herrscht trotzdem kein Mangel, von Flucht über Gender bis Social Media kommt vieles, was uns derzeit beschäftigt, zur Sprache.