Beim Bachmannpreis hat die österreichische Autorin Lydia Haider für Verstörung und Ratlosigkeit gesorgt. Die Jury hätte gern genau gewusst: Wer spricht in ihrem Beitrag? Und gegen wen richtet sich die immense Wut dieser Sprache? Dass das immer neu zu verhandeln ist und nie restlos klar wird, gehört zu den Stärken von Haiders Texten, die sich nicht platt als Literatur gegen rechts oder wen auch immer instrumentalisieren lassen.
Nun also „Wort des lebendigen Rottens“, eine Lyriksammlung. Ein paar dieser „Gesänge“ hat die Autorin bereites mit ihrer Band Gebenedeit interpretiert. Hohe Töne, derbe Ausdrücke und Bibelsprache reiben sich hier aneinander. Die besten Momente sind nicht die ganz wüsten, sondern die überraschenden. In „Gesang XXXVI“ heißt es, in Anlehnung an Ludwig Hirsch, schön hinterfotzig: „Schenk dich doch selber deinem Papst in einem Packerl, / glaub mir, der Kleine wird sich freun.“