

Kirstin Breitenfellner in FALTER 48/2024 vom 29.11.2024 (S. 35)
Richard ist 1954 neun Jahre alt und wächst bei Tante und Onkel mit zwei "falschen" Brüdern auf. Seine Eltern kennt er nicht, und niemand redet über sie, auch nicht der geliebte Großvater. Vor der Enge der Gesellschaft -Kirche, Schule, Wirtshaus - sucht Richard den Rückzug und Trost in der Natur. Er interessiert sich aber auch für Fußball.
Eine normale Kindheit in der Provinz, möchte man sagen, nur dass es da ein dunkles Geheimnis gibt. Das Romandebüt des Literaturkritikers Ulrich Rüdenauer kommt auf leisen Füßen daher, in einem hohen, poetischen Ton. Die Wahrnehmung des Buben, seine unausgereiften Fragen stehen im Mittelpunkt. Nach und nach enthüllt sich ein wenig beachtetes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte, das mit den Nachkommen der Zwangsarbeiter aus dem Osten zu tun hat.