Politischer Auseinandersetzung fehlt es in unseren Tagen an Tiefe. Das Politgeplänkel inszenieren Personen mit leeren Gesten, Inhalte kommen zu kurz. Ob dieser Lücke ist es zu begrüßen, wenn die Politische Akademie der ÖVP, die Intellektuellenfraktion der Partei, in einer Streitschrift den Konflikt sucht.
Unwidersprochen kann man die Linie des Werks "Konservative Korrekturen" trotzdem nicht lassen. Die darin geäußerte Kritik am (angeblich immer noch) linken Zeitgeist kommt wehleidig daher. Etwa wenn bedauert wird, dass Angela Merkel sonntags lieber ausschläft, als auf der Kirchenbank zu sitzen. Wenn Lust und Selbstverwirklichung verdammt, aber Kirche und Familie hochgehalten werden. Überhaupt, was will uns das Buch sagen? Seine vier Pfeiler sind Erziehung, Schule, Religion und Disziplin. Ausgerüstet mit den Zehn Geboten wird auf eine faule Unterschicht geschimpft, "die sich auf Kosten des Sozialstaates vermehrt". Die schwarzen Denker wollen den Zeitgeist korrigieren, aber den Kompass, der einen neuen konservativen Weg weisen könnte, haben sie noch nicht gefunden.