

Der Nino aus Wien hat ein Buch geschrieben. Nun ja
Gerhard Stöger in FALTER 47/2023 vom 24.11.2023 (S. 28)
Vor 15 Jahren ist "The Ocelot Show" erschienen, das Debütalbum eines Musikers namens Der Nino aus Wien. Anfangs als Schrull missverstanden, zeigte sich in der Folge schnell: Der junge Mann aus Hirschstetten ist ein begnadeter Songwriter, ein eigenwilliger Entertainer und zudem ein ausgeschlafener Zeitgenosse -obwohl sein Habitus bis heute wirkt, als wäre er als Kind in einen Valiumtopf gefallen. Dass Nino Mandl, wie der Musiker bürgerlich heißt, einmal ein Buch schreiben würde, schien von Beginn an klar. Zu bildstark waren seine Texte, zu sehr kokettierte er mit der frühen Zuschreibung als "André Heller der FM4-Generation". Nun liegt es vor. Ein Roman? Ein Gedichtband? Eine Songtextsammlung? Ein Tagebuch? Natürlich nichts von alledem, wäre ja zu vorhersehbar.
Ninos Debüt als Literat heißt "Kochbuch Take 16". Es ist, eh klar, kein Kochbuch. Das einzige Rezept steht auf Seite 101, allerdings ohne Kochanleitung. Die nächste Pointe folgt noch vor dem ersten Kapitel. "Lektorat: Nino Mandl" steht im Impressum und gegenüber, dem Werk vorangestellt: "Wenn du ein Wort in diesem Buch findest das eine Bedeutung für dich hat, dann ist das Buch ein Erfolg." Ist der fehlende Beistrich tatsächlich ein fehlender Beistrich? Oder Nino-Humor? Und ist das überhaupt wichtig angesichts dieses schönen Satzes?
"Kochbuch Take 16" ist kein Lesebuch, sondern ein erratischer Mischmasch aus Assoziationen, spontanen Gedanken, Wortspielen, Songtextefetzen und mehr oder weniger gelungenen Gags. Hie und da glitzert eine kleine Perle; ein Wort, ein Satz, eine Beobachtung, ein Reim. Insgesamt aber will sich der Sinn der Übung nicht recht erschließen. Gerade so, als würde Mandl dem Poeten in sich nicht trauen und daher die relativierende Spaß-und Chaosebene einziehen. Wobei, wer weiß: Eines seiner Lieblingsbücher ist "Finnegans Wake" von James Joyce. Ein Roman, der beträchtlichen Teilen der Welt als schier unverständlich gilt.