Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht

Gespräche mit Eltern queerer Kinder
280 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783950483192
Erscheinungsdatum 10.09.2021
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Fotokunst
Verlag Achse Verlag
Fotos von Carolina Frank
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HerstellerangabenAnzeigen
ACHSE Verlag GmbH
Rooseveltplatz 12 | AT-1090 Wien
office@achseverlag.com
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Kurzbeschreibung des Verlags

„Ich habe mich immer als sehr liberalen Menschen gesehen, bis zu dem Moment, wo die Lia mit ihrem Outing kam. Hoppala, so habe ich das aber nicht gemeint! Im eigenen Haus?“

In 18 Porträts widmen sich die Autorin Lisa Bolyos und die Fotografin Carolina Frank der Elternperspektive aufs Coming-out von schwulen, lesbischen, trans, inter und nonbinären Kindern.

Eine Chirurgin, eine Kindergärtnerin, ein pensionierter Psychiater, eine migrantische Aktivistin und ein Installateur: Auf beeindruckende Weise gewähren die Eltern, Großeltern und Tanten, die Lisa Bolyos und Carolina Frank in verschiedenen Teilen des ländlichen und urbanen Österreichs getroffen haben, Einblick in ihr Familienleben, die Beziehung zu ihren Kindern, die Konflikte, die es auszutragen galt, die Wünsche und Hoffnungen, die sie für das Leben ihrer Kinder hegen, aber auch die Sorgen, die ihnen politische Entwicklungen machen. Sie erzählen von Tabus und Überraschungen, vom Schweigen und vom Streiten, von der ersten Barbiepuppe und der ersten Regenbogenparade.

"Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht – Gespräche mit Eltern queerer Kinder" will alle Beteiligten ermutigen, sich auf die anstrengende, aber immer lohnende Reise zu machen, Tabus zu überwinden und miteinander zu reden.

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ISBN 9783950483192
Erscheinungsdatum 10.09.2021
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Fotokunst
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FALTER-Rezension

"Wir wussten dafür keinen Namen"

Anna Goldenberg in FALTER 50/2021 vom 15.12.2021 (S. 19)

Schwul sein, okay, aber warum gerade bei uns? Mütter und Väter erzählen, wie sie mit dem Outing ihrer Kinder umgingen

Wo ist Christina? Arturs ukrainische Großmutter ist zu Besuch in Wien. Artur lebt mit seinem Freund zusammen, der Großmutter erzählt die Familie aber, er wohne bei seiner Freundin Christina. Die sei allerdings ständig unterwegs, bei ihren Eltern, arbeiten. Doch die 83-Jährige durchschaut das Schauspiel bald, sind doch schließlich nirgends Kleider von Christina zu finden. "Uns war das schon immer klar", reagiert sie auf das Outing.

"So war das Thema erledigt", erzählt ihre Tochter Lena, Arturs Mutter. Erst vor 50 Jahren fiel in Österreich das Totalverbot der Homosexualität. Mittlerweile sind unterschiedliche sexuelle Orientierungen in einem Teil der Gesellschaft akzeptiert, Diskriminierung ist jedoch nach wie vor vorhanden. Und was ist mit Personen, die auf geschlechtsneutrale Pronomen bestehen? Junge Menschen, die sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren wollen? Was für so manche ein Aufregerthema ist, gehört für andere längst zum Alltag.

In 18 Gesprächen mit Eltern queerer Kinder zeigt Lisa Bolyos, Redakteurin der Wiener Straßenzeitung Augustin, dass dieser Alltag sehr viel weniger dramatisch ist, als man zuweilen glaubt. Die Idee für das Buch entstand 2017 bei einer Recherchereise in der Ukraine, bei der Eltern von LBGT-Kindern vermuteten, in Österreich sei das Outing "a gmahde Wiesn". Stimmt das? Nein, meint Bolyos. Auf der Suche nach Interviewpartnerinnen und -partnern stieß sie auf zahlreiche Familien, bei denen das Outing zu einem Bruch geführt hatte. Was sie dazu inspirierte, sich im Buch lediglich den positiven Beispielen zu widmen. Diese zeigen, dass der Weg zur Akzeptanz dennoch ein holpriger sein kann.

Oft ist es ähnlich wie bei Lena: Das Kind outet sich, die Eltern hatten es ohnehin schon längst vermutet. Und dann ist das Thema erledigt. Doch auch die liberalsten Eltern fragen sich, ob sie etwas "falsch" gemacht haben, und gestehen offen ein, dass es sie sehr wohl kümmert, was "die anderen" von ihnen denken. Sorgen, die sich quer durch die Milieus, durch Städte und ländliche Gebiete, durch unterschiedliche kulturelle Hintergründe ziehen. Und so manche Eltern aus der Generation der Boomer, zwischen 1946 und 1964 geboren, sind durch ihre Kinder zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert.

Die Tochter habe unter ihrem Dach "immer als lesbisches Mäderl gelebt", erzählt beispielsweise die Wienerin Evelyn. "Wir haben das aber so nicht benannt, wir wussten dafür keinen Namen." Das Outing der Tochter als Teenagerin ändert das. Andere lernen von ihren Kindern neue Begriffe und Umgangsformen, welche Fragen sie stellen dürfen und welche nicht.

In Nebensätzen liest man zudem von menschlichen Tragödien, die jeweils eine eigene Geschichte füllen könnten. Die gebürtige Ukrainerin Lena etwa, deren erster Mann am Tag der Geburt des Sohnes von einer Autobombe getötet wird. Die Wienerin Elisabeth, die monatelang nur samstags in die Schule gehen durfte, weil sie sich um ihre zwei Brüder kümmern musste. Oder der Kärntner Edmund, dem während seiner Installateurslehre ein glühendes Stück Eisen in die Hand gedrückt wurde.

Nicht immer ist diese Balance zwischen Lebensgeschichte der Eltern und Reflexion über das eigene Kind eine ideale. So manche Väter und Mütter erzählen gar zu ausführlich über sich selbst. Ein strengeres Redigat hätte diesen Protokollen gut getan. Die Sprache ist nahe an der gesprochenen gehalten, was die Lesbarkeit streckenweise vermindert, die Authentizität allerdings erhöht.

Kaum ein Familienleben verläuft, wie man es sich ausmalt; auch das vermittelt dieser Band. Da gibt es die Mutter und die Schwägerin, die gemeinsam die Kinder großziehen. Die Frau, die drei Kinder von drei Männern hat, oder das Kind, dessen Mutter vor dem Kennenlernen des Vaters eine Beziehung zu einer Frau hatte. Die Interviewten erzählen offen über gescheiterte Beziehungen, ungeplante Schwangerschaften und unerfüllte Lebensträume. In Kombination mit den intimen Fotos von Carolina Frank entsteht das Gefühl, bei liebevollen Eltern im Wohnzimmer zu sitzen. Und ihnen zuzuhören.

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