

Thomas Leitner in FALTER 29/2024 vom 17.07.2024 (S. 28)
Einem Taxler geht bei der Warterei am Westbahnhof und auf seinen Fahrten durchs nächtliche Wien allerlei durch den Kopf. Seltsame Fahrgäste steigen ein. Die nervöse Stimmung im Auto steigert sich noch durch die fetzigen Jazzklänge, welche Taxler Sascha so liebt. Beunruhigend ist auch, dass die Tschechin, die Platz genommen hat, seiner Lektüre entsprungen zu sein scheint: Franz Kafkas Tagebüchern. Darin träumt dieser von der Tänzerin Eduardowa.
Der Rhythmus des Textes verrät den Musiker Hans Platzgumer, die packende Vielstimmigkeit von ausschließlich direkter Rede, zusammengesetzt aus Erinnerungsstücken und Wahrnehmungsfetzen, den versierten Hörspielautor. Es ist natürlich kein Zufall, dass die geplante Überlandfahrt nach Prag am Sanatorium Kierling vorbeiführt, wo Kafka am 3. Juni 1924 verstarb.