Schizoid Man

280 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783950546941
Erscheinungsdatum 19.08.2024
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Castrum Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Perfect purity is possible if you turn your life into a line of poetry written with a splash of blood." Es gibt einen Idealtyp, eine Bilderbuchbeschreibung, wie ein Mensch aussehen sollte. Seit ich denken kann, wollte ich so sein, wie die großen Männer auf den Werbetafeln. Das perfekte Profilbild in einer Welt der Unvollkommenheiten und Schwächen. Ich muss mich rein halten, ich muss meinen Körper formen, ich will mich selbst neu erschaffen. Wahre Schönheit ist etwas, das angreift, überwältigt, raubt und schließlich zerstört.
Sebastian Schwaerzels Debutroman als große Anleitung der Selbstbehauptung: Der Protagonist, ein Kind dieser Zeit, verfällt in eine Abwärtsspirale der Selbstbesessenheit. Vom monotonen Stemmen der Eisengewichte getrieben, wandelt sich die Selbstbesessenheit in Selbstzerstörung. Irgendwo zwischen Internetpornografie und Fundamentalismus, fasst er den einen großen Plan: Was in der masochistischen Beziehung zu seiner queeren Mitbewohnerin beginnt, gipfelt in der Entscheidung, sich als Amokläufer und Selbstmordattentäter zu verewigen.

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ISBN 9783950546941
Erscheinungsdatum 19.08.2024
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FALTER-Rezension

Der Dandy der Incels

Paul Buschnegg in FALTER 25/2025 vom 20.06.2025 (S. 35)

Oha, sind das echte Rick Owens?", fragt der Kellner und bleibt stehen, sein Blick ruht auf den kunstvoll verschnürten Designerstiefeln des Autors Sebastian Schwaerzel. "Ja, das ist aus der Collab mit Doc Martens", antwortet er und grinst. Schwaerzel hat lange Haare, trägt ein ärmelloses Oberteil aus Netz, darüber ein Chest Rig, eine aus Militärbekleidung stammende Brusttasche, aus der eine XXL-Packung Marlboro Rot ragt. Auf seinem Kopf sitzt trotz Sommerwetter eine Pelzmütze. Er sieht eher aus wie ein amerikanischer Emo-Rapper als jemand, der von Rechtsextremen als "neuer Christian Kracht" gefeiert wird.
Sebastian Schwaerzel ist 22 Jahre alt und letztes Jahr nach Wien gezogen. Hier hat er seinen Debütroman "Schizoid Man" veröffentlicht. Darin beschreibt er mit popliterarischem Gestus das Innenleben eines Incels - sprich: eines jungen, sexuell frustrierten Mannes, der sich radikalisiert.

Die Rollenprosa kam vor allem in rechtsextremen Literaturzirkeln gut an. In einschlägigen Blogs und Magazinen stieß Schwaerzels Poproman auf reges Interesse, während der Text sowie eine heuer nachgeschobene Erzählung vom etablierten Literaturbetrieb unbeachtet blieben.

"Es ging mir nicht darum, dass sich die Leser verstanden, sondern ertappt fühlen", erklärt sich Schwaerzel. Ähnlich wie Bret Easton Ellis' "American Psycho" in den 80er-Jahren den Yuppies einen Spiegel vorhielt, sollte sein "Schizoid Man" dasselbe bei im Fitnesscenter trainierenden Neofaschisten tun. Anstelle eines bei Nacht mordenden Investmentbankers setzt Schwaerzel einen Gen-Z-Bodybuilder, den die Vorstellung, zu viel Körperfettanteil, zu wenige Likes und eine zu große Nase zu haben, schließlich eine Bombe bauen lässt. Nachdem die Zündung missglückt, wacht der Protagonist bandagiert - und ohne Nase - im Krankenhaus auf.

Dass Schwaerzel gerade bei Rechten gut ankommt, ist aber kein Zufall. Es liegt daran, dass seine Texte im 2020 gegründeten Wiener Verlag Castrum veröffentlicht werden. Sein Verleger, der albanischstämmige Deutsche Ledio Albani, verortet sich weltanschaulich rechtskonservativ. Zwar stößt er sich am Begriff Remigration und findet gegenüber dem Falter das "ewige Schießen gegen Grüne und Ausländer" falsch, zeigt sich aber gleichzeitig fasziniert vom Kunstbegriff des italienischen Faschismus. Zudem verehrt er den Literaten Stefan George (1868-1933), dessen Outfit und Frisur er sich selbst zu eigen gemacht hat. George scharte um 1900 eine Lyrikersekte, den George-Kreis, um sich. Seine heroischen und mythischen Sprachund Bilderwelten inspirierten auch die Nationalsozialisten. Auf der Verlagswebsite präsentiert man sich deutschtümelig-obskur. Gerade die Kontroversen um rechts-codierte Symbolik machen den Verlag für Ledio Albani zu "heute seltener Avantgarde"."Links und rechts sind für die junge Generation keine Kategorien mehr -und die wollen wir erreichen", beteuert er.

Das Interesse an Schwaerzels Literatur reicht über den rechten Rand hinaus. Im Mai las er im Wiener Café Camus und stellte sich den Fragen der Bachmannpreis-nominierten Schriftstellerin Josefine Rieks, die ihn zu ihrem Literatursalon eingeladen hatte. Das Café -anders als bei so manch anderer Literaturveranstaltung - war bis zum letzten Platz gefüllt mit jungen Menschen im Kunststudentenchic. Politisches Klima war keines spürbar.

Doch Schwaerzel spricht deutlich öfter mit der rechten Szene. Es findet sich etwa ein Interview mit dem Jungeuropa-Verlag, der vom strammrechten Verleger und Aktivisten Philip Stein betrieben wird. Dabei distanziert sich Schwaerzel zwar politisch, gibt sich aber gleichzeitig als aufgeschlossener Gesprächspartner.

In einem einschlägigen Podcast kommt es zu einer Auseinandersetzung, als der remigrationsbegeisterte Gastgeber nicht akzeptieren möchte, dass Schwaerzel, im Gegensatz zu seinem fiktiven Buchcharakter, gar nichts gegen Ausländer hat.

"Ich habe Spaß mit dem Zwiespalt", sagt Schwaerzel und nippt an seinem Cola. Und: "Es wird Leuten immer schwerfallen, mich einzuordnen."

Dabei erinnert er an den Gestus der Literaturdandys der 80er-und 90er-Jahre. Bret Easton Ellis, Christian Kracht oder der ewige Provokateur Michel Houellebecq setzten ebenfalls auf Distanz und Zynismus. Zielscheibe war nicht die konservative Rechte, sondern die linke, "weltverbesserische" Ideologie der Baby-Boomer-Generation von 1968. Diese sollte in postmoderner Manier der 80er-Jahre dekonstruiert werden.

Die renommierte Literaturkritikerin Daniela Strigl kennt Schwaerzels Text zwar nicht, sieht den Autor aber nicht grundlos bei einem konservativen Verlag mit neurechter Schlagseite untergebracht. "Wer um nonkonformistische Haltungen bemüht ist, ist heute eher rechts als links der Mitte zu finden", sagt Strigl. Kracht, Ellis und Houellebecq werden heute auch vermehrt von der Rechten gelesen und dort politisch instrumentalisiert.

Sebastian Schwaerzel kann definitiv schreiben. Er schafft es mit Anfang 20, abgründig und pointiert Gegenwartsphänomene in Romanform zu packen. Dass er sich bei einem Verlag wohlfühlt, der Radikalität und Traditionalismus als Avantgarde predigt und Kontakte in Milieus pflegt, die der Verfassungsschutz als nicht ungefährlich einordnet, gibt zu denken.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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