

Kirstin Breitenfellner in FALTER 49/2022 vom 07.12.2022 (S. 34)
In einem Buch aus dem Herbst 2022 Menschen an einer Pandemie "wie die Fliegen" sterben zu lassen, kann hinterfragt werden. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt an Katja Ludwigs beherztem Versuch, aus dem Setting Lockdown eine Abenteuergeschichte zu spinnen, in der die Pandemie, genannt "das große P", glücklicherweise nur den Hintergrund bildet.
Die Halbgeschwister Ellie und Oleg, zwölf und acht Jahre alt, bleiben im Landhaus an der polnischen Grenze, der Rest der Familie will noch Sachen aus Berlin holen. Doch er kommt nicht zurück. "Wir haben jetzt sowieso keine Zeit zum Bravsein, sondern müssen ohne Eltern klarkommen", sagt die Icherzählerin Ellie. Diese "Versuchsanordnung" kommt bei der jungen Leserschaft bekanntlich immer gut an.
Da Ellie ihr Handy verlegt, sind die Kids nicht erreichbar, und die Nachbarin, die auf sie aufpassen sollte, bleibt bei ihrer Tochter in Polen. Die Fertignudeln sind bald aus, sich von Kompott zu ernähren, das so alt ist wie man selbst, mäßig prickelnd. Als die Kinder aufbrechen, um Hilfe zu suchen, verlaufen sie sich und müssen im Freien übernachten. Eine gut komponierte, detailreich ausfabulierte, glaubwürdige und zwischendurch auch witzige Survival-Geschichte mit Happy End.