

Gerhard Stöger in FALTER 28/2020 vom 10.07.2020 (S. 29)
„Sex Revolts“ zählt zu den klügsten Büchern, die in den 1990ern über Rockmusik geschrieben wurden. Joy Press und Simon Reynolds, beide einschlägig journalistisch tätig, analysierten darin die Welt der lauten Stromgitarren nach Genderkriterien. Warum geht Rebellion und Misogynie so oft Hand in Hand? Wie artikuliert sich Sexismus im Pop? Wo werden klassische Geschlechterstereotype brüchig? Wie sieht eine weibliche Alternativgeschichte des Rock aus? Und kann man als reflektierte Hörerin Songs geil finden, obwohl die Inhalte problematisch, die Künstler Machos sind?
Heute würden die Kriterien Queerness und Transgender bei einer derartigen Arbeit eine ungleich größere Rolle spielen, merken Press und Reynolds zur deutschen Übersetzung ein Vierteljahrhundert später selbstkritisch an. Das stimmt schon, ändert aber nichts an der zeitlosen Qualität ihrer bei aller Lust an der Theorie stets gut lesbaren Studie.