

Pop - Geschichte(n)
Gerhard Stöger in FALTER 50/2020 vom 11.12.2020 (S. 30)
Jetzt sind wir besser als die Beat-
les!“, dachte der Schlagzeuger Arne Zank 1993 voll Euphorie bei der ersten Probe seiner neu gegründeten Band Tocotronic in Hamburg. Mit dem Bassisten Jan Müller hatte er schon als Jugendlicher Krach geschlagen, in Kombination mit dem Sänger, Gitarristen und Songwriter Dirk von Lowtzow aber wurde plötzlich große Indierockkunst daraus.
Das mit den Beatles mag zwar eine selbstironische Überzeichnung sein, ist so falsch aber gar nicht: Die Fab Four sind die bedeutendste Gitarrenband überhaupt, Tocotronic nehmen diese Sonderstellung zumindest für den deutschsprachigen Pop der 1990er- und 2000er-Jahre ein.
Zank verrät den Beatles-Gedanken in einer von ihm selbst gezeichneten Bandgeschichte; sie beschließt die entzückende Graphic Novel „Sie wollen uns erzählen“. Zehn Künstlerinnen und Künstler mit völlig unterschiedlicher Handschrift übersetzen darin ebenso viele Lieder der Band in Bildgeschichten, eingeleitet jeweils von erklärenden Worten des Sängers. Das ist durchwegs liebevoll, originell, hübsch anzuschauen – und sprengt einmal auch das Format der Songtextübersetzung: Katja Klengel und Christopher Tauber arbeiten für „Let There Be Rock“ nicht illustrativ, sondern nehmen das Lied als Ausgangspunkt für einen rührenden Comicstrip.
„The Beatles. Das Comic!“ verfolgt einen anderen Ansatz. Der 2016 im französischen Original erschienene und nun im Wiener Verlag bahoe books auch auf Deutsch vorliegende Band durchmisst in 24 Kapiteln Geschichte und Wirken von John, Paul, George und Ringo, ergänzt um erklärende Texte und historisches Fotomaterial.
Auch hier wurde jedes Kapitel von einer anderen Person gezeichnet, der Stil ist einheitlich comichaft. Verspielt, doch nie verblödelt, sollte der hübsche Band keinen Fan enttäuschen, er taugt aber ebenso als kompakte Einführung in das Universum der Popgötter aus Liverpool. Einwandfrei auch Walter Famlers Übersetzung: „I bi a Woikal – schau mi au“ steht etwa in einem Brief von Yoko Ono, den John Lennon 1968 in Indien erhält.