Bin ich mein Gehirn?
Hat ein Computer Bewusstsein oder ist das ein einzigartiges Charakteristikum des Menschen? Tim Parks’ Reise in das menschliche Gehirn konfrontiert die philosophischen und neurowissenschaftlichen Theorien mit der eigenen Erfahrung – geistreich, witzig und klug.
Es vergeht kaum ein Tag ohne irgendeine Diskussion, ob Computer ein Bewusstsein haben können, ob unser Universum eine Art Simulation, ob der Geist ein einzigartiges Charakteristikum des Menschen ist. Die meisten Philosophen gehen davon aus, dass unsere Erfahrung in unserem Gehirn eingeschlossen ist und die äußere Realität unzuverlässig repräsentiert. Farbe, Geruch und Klang, heißt es, ereignen sich nur in unseren Köpfen. Wenn aber Neurowissenschaftler unsere Gehirne untersuchen, finden sie nur Milliarden von Neuronen, die elektrische Impulse austauschen und chemische Substanzen freisetzen. Als Tim Parks in einem zufälligen Gespräch mit Riccardo Manzottis radikal neuer Theorie des Bewusstseins konfrontiert wurde, fing er an, die eigene Erfahrung zu prüfen und mit den philosophischen und neurowissenschaftlichen Theorien zu konfrontieren. Bin ich mein Gehirn? erzählt die fesselnde, oft erstaunlich lustige Geschichte eines Paradigmenwechsels und stellt metaphysische Betrachtungen und komplizierte technische Laborexperimente so dar, dass wir verstehen, was in dieser Debatte auf dem Spiel steht, für uns als Individuen und für die Menschheit insgesamt.
Seit dem Roman „Europa“ (1998) nimmt Tim Parks einen Platz in den vorderen Reihen der europäischen Literatur ein. Nun beschäftigt sich der britische Autor mit Gehirnforscherinnen und -forschern. Im Auftrag des Deutsch-Amerikanischen Instituts interviewte er die Naturwissenschaftler, um zu erfahren, wie Körper und Geist zusammenarbeiten. Viel verrät das Ergebnis auch über Tim Parks selbst: nicht nur über sein Bewusstsein, sondern auch über die Krankheit, die ihn zum Meditieren brachte, oder über die junge Freundin, die der 62-Jährige auf die kleine Forschungsreise mitgenommen hat.
Wem das nicht zu viel Abschweifung ist, den führt Parks zu ungewöhnlichen Blickwinkeln. Seinen Gesprächspartnern stellt er Fragen nach Zusammenhängen, die diese aus ihrer Science-Perspektive allein nicht beantworten können. Elegant zeigt er damit, dass die Forschung den Menschen nicht allein aus seiner Biologie heraus erklären kann.
Andreas Kremla in Falter 37/2021 vom 17.09.2021 (S. 32)
ISBN | 9783956143885 |
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Erscheinungsdatum | 24.02.2021 |
Umfang | 301 Seiten |
Genre | Sachbücher/Natur, Technik/Naturwissenschaft |
Format | Hardcover |
Verlag | Kunstmann, A |
Empf. Lesealter | bis 99 Jahre |
Übersetzung | Ulrike Becker |