

So reisen wahrscheinlich wohlhabende Bobos
Nathalie Grossschädl in FALTER 29/2022 vom 22.07.2022 (S. 28)
Seit 2011 umkreist das dänische Magazin Kinfolk die Philosophie "Slow Living". Vierteljährlich erscheinen Ausgaben, die ein ballastfreieres, entspannteres Leben propagieren; unter anderem präsentiert es schlichte, aber einzigartige Wohnungen, die der Leserschaft zu mehr Lebensqualität verhelfen und zu einem bewussteren, aktiveren Miteinander inspirieren sollen.
Mit diesen hehren Zielen haben sich die Dänen nun in ihrem vierten Buch - nach "Home","Garden","Table" - dem Reisen gewidmet: "Mehr von der Welt sehen, indem wir weniger tun", lautet der Leitspruch. Das Layout ist ruhig, die Fotos sind matt wie durch einen Retro-Instagram-Filter geschickt, und die abgebildeten Menschen wirken komplett in sich ruhend. Die schönen Bilder mögen manche auf den richtigen Weg bringen, andere werden sie freilich zum Lästern über so viel ausgestellte Zufriedenheit animieren.
In Paris schlägt "Kinfolk Travel" beispielsweise keine Besichtigung des Eiffelturms vor, sondern empfiehlt stattdessen die Trabantenstädte in den Vororten; monumentale Wohnkomplexe werden herausgepickt und deren "Schönheit" analysiert. Das Buch erzählt von einem DJ-Kollektiv, das im Laufen durch Seoul einen Ausgleich zu seinem ungesunden Lebensstil in den Clubs sucht. Sportliche mit dem nötigen Budget für die Anreise können sich der Gruppe anschließen und um das Stadtzentrum joggen. Vogelbeobachtungen finden ebenso Erwähnung wie Bootstouren von Senegal bis Schottland, und wo man in Neuseeland nach Wanderungen durch unerschlossene Gebiete heiße Quellen zum Baden findet, weiß Autor John Burns auch.