

Michael Omasta in FALTER 23/2015 vom 05.06.2015 (S. 26)
Klaus Wildenhahn ist der Jazzer unter den Dokumentarfilmern. Er dreht, wenn andere nicht drehen, oft wirken seine Arbeiten wie improvisiert, als wären sie nur von der Stimmung des Augenblicks getragen. Schon lange vor dem Filmen, mit 17, fing er an zu schreiben. Er floh vor der Enge der deutschen Nachkriegszeit, lebte einige Jahre in London und landete 1959 in Hamburg beim Norddeutschen Rundfunk. „Das Fernsehen baute auf“, so der Autor lapidar, „da konnten noch Angelernte, Halbgelernte, Spinner unterkommen.“
Für rund 40 Jahre und ebenso viele Filme ist Wildenhahn beim NDR geblieben und hat das Leben der sogenannten kleinen Leute dokumentiert. Die hier versammelten lyrischen Texte lesen sich wie Filmszenen: „Schwingtür Café / Zweiundzwanzig Uhr singt im Le Relais / der Kellner mit zwei Gästen Nathalie / alles klatscht“. Am 19. Juni begeht Klaus Wildenhahn seinen 85. Geburtstag.