

Nicolle Odongo in FALTER 29/2023 vom 21.07.2023 (S. 28)
Anarchistin, Tochter einer ehemaligen Sklavin und zutiefst gespaltene Persönlichkeit: Dieses Bild von Lucy Parsons (1851-1942) zeichnet die US-Historikerin Jacqueline Jones. Parsons unterstützte weder die Suffragettenbewegung - als Anarchistin hielt sie gewählte Institutionen für illegitim -noch wollte sie den Rassismus im Amerika des 19. Jahrhunderts in irgendeiner Weise ernst nehmen. Zeitlebens engagierte sie sich einzig und allein für den Klassenkampf und den Versuch, die staatliche Herrschaft aufzulösen.
Parsons war sich sowohl ihrer politischen Begabung als auch ihrer sexuellen Anziehungskraft bewusst; ihre Geschichte ist absolut lesenswert: Sie regt Diskussionen über die Bedeutung von politischer Gewalt, die Schwächen der Identitätspolitik und die Entstehungsgründe radikaler Bewegungen an.