

Die Vaterrolle und die Gesundheit der Böden
Kirstin Breitenfellner in FALTER 22/2020 vom 29.05.2020 (S. 37)
Björn Vedder hat eine Ader für kontroverse Themen. In "Neue Freunde" (2017) verteidigte er die Freundschaft auf Facebook, in "Reicher Pöbel" (2018) entlarvte er das Bashing des einen Prozents an Superreichen als Ersatzhandlung. Nun widmet sich der Vater zweier Töchter im Kleinkindalter dem eigenen Rollenbild. Er wagt dabei einen Balanceakt, der heute schon darin besteht zu fragen, ob der Vater eine andere Aufgabe hat als die Mutter. Selbst wenn, wie Vedder, zugesteht, die Ausübung der Rolle nicht an das Geschlecht gebunden sein muss.
Vedder bezieht sich weniger auf psychologische Autoren denn auf Dichter und Philosophen, von Aristoteles bis Hannah Arendt. Statt sich nur nach Gesetz und Ordnung zu richten, müsse der Vater von heute ein Seiltänzer sein und Spielräume eröffnen, meint Vedder. Sein schmaler Essay rundet sich nicht zu einer überzeugenden Theorie, sondern funktioniert eher als Denkanstoß.