

Kirstin Breitenfellner in FALTER 35/2025 vom 27.08.2025 (S. 28)
Noch vor kurzem galten Deserteure als Helden. Mit den aktuellen Konflikten, vom Ukraine-bis zum Gaza-Krieg, wurde ihr Ruf beschädigt. Deserteure gelten wieder als "Feiglinge, Drückeberger, Volks-und Vaterlandsverräter". Und der Kalenderspruch der 1980er-Jahre "Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin" wirkt plötzlich weltfremd.
Rolf Crantzen rollt die Geschichte des Umgangs mit Deserteuren vom 18. Jahrhundert über den Nationalsozialismus bis heute auf. Er macht das Militär als "Quintessenz des Staates" aus, bei dem man qua Geburt zwangsweise Mitglied wird. Mit Erfindung des Nationalstaats mutieren Deserteure von Feiglingen zu Verrätern. Trotzdem verließen Männer millionenfach ihre Truppen, viele wurden hingerichtet. Ein hochspannendes Buch und das perfekte Rüstzeug für eine schwierige Debatte.