Einige Projekte, Architekturtexte und dergleichen

176 Seiten, Buch
€ 29
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783990141410
Erscheinungsdatum 01.09.2016
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Architektur
Verlag Muery Salzmann
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Müry Salzmann Verlag
Rainbergstraße 3c | AT-5020 Salzburg
office@muerysalzmann.at
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags

Fernsehen im Jahr 1970: Der „Störer der Unordnung“ Friedrich Kurrent steht mit einem Mikrofon am Karlsplatz und kritisiert den Abbruch der Otto Wagner-Stadtbahnstationen. Fast 50 Jahre später nimmt er ebendort am Wien Museums-Wettbewerb teil – eines der im Buch gezeigten Projekte der jüngsten Zeit.
Im Herzen von Wien hat der Salzburger sein Architektenleben begonnen und ist nach 23 Professoren-Jahren an der TU München wieder dorthin zurückgekehrt. Leben und Werk gehören bei Kurrent zusammen wie bei selten einem. Im Titel des vierten Bands seiner autobiografischen und fachlichen Schriften "Einige Projekte, Architekturtexte und dergleichen" klingen die vorangegangenen drei mit.
Im engen Österreich der Nachkriegszeit plädierte Friedrich Kurrent für Internationalität, in der flachen Postmoderne einige Jahrzehnte später sah er eher eine „Hinternationalität“; er wandelte sich im Lauf dieser Zeit vom Revolutionär zum Evolutionär. Dass Architektur nicht allein das Gebaute ist, zeigt sich exemplarisch an ihm: das Gedachte, Gesprochene, Erstrittene und Erlittene gehören ebenso dazu.
Wer neben den vielen fachlichen Themen – in sachlicher Prosa mit manchem Wortwitz dargebracht – im Beziehungsnetzwerk dieses Buches auftaucht, ist von Kurrent zum Ritter der Architektur geschlagen.

Mehr Informationen
ISBN 9783990141410
Erscheinungsdatum 01.09.2016
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Architektur
Verlag Muery Salzmann
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Müry Salzmann Verlag
Rainbergstraße 3c | AT-5020 Salzburg
office@muerysalzmann.at
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Engagement als Störung der Unordnung

Erich Klein in FALTER 41/2016 vom 14.10.2016 (S. 43)

Architektur: Friedrich Kurrent wurde gerade 85 – und legt einen dritten Band mit Schriften vor

Der dritte Band mit Schriften des österreichischen Architekten Friedrich Kurrent beginnt mit einer furiosen Polemik aus dem Jahr 1963. Die Ausstellung von Hans Hollein und Walter Pichler in der Galerie St. Stephan zeige „Hobby-Arbeiten“ und stilistischen „Exhibitionismus“: „Sie sind maßstablos und daher ohne Größenordnung. Sie sind größenwahnsinnig.“

Mit Kritik hat der 1931 in Hintersee bei Salzburg geborene Kurrent nie hinter dem Berg gehalten. Egal, ob es dabei um Kollegen mit Starallüren, ignorante Politiker oder Institutionen ging: Seine Aktionen und Auftritte bei der Rettung des Wittgensteinhauses oder der Wagner-Pavillons am Karlsplatz in den 1960er- und 1970er-Jahren sind legendär.
Selbst wenn er bisweilen erfolglos agiert, wie bei der lakonischen Aufforderung an ORF-General Alexander Wrabetz („Bitte lassen Sie das Funkhaus in der Argentinierstraße in Ruhe!“) – Kurrent ist notwendig. Sein Engagement verstand er immer als „Störung der Unordnung“.
Eine Ahnung, welche Ordnung der Holzmeister-Schüler im Auge hat, der schon als junger Mann an einigen Ikonen der heimischen Architekturgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beteiligt war, bekommt man bei der Lektüre von „Einige Projekte, Architekturtexte und dergleichen“. Das Buch enthält 50 Texte aus den letzten 60 Jahren.
In den 1950er-Jahren war Kurrent ­beteiligt an der Wiederentdeckung von ­vergessenen oder verdrängten Architekten wie Adolf Loos oder Josef Frank. In die ­zumindest ideelle Rückführung des ­Letzteren aus der schwedischen Emigration war Kurrent maßgeblich involviert. ­Josef Franks Satz „Unsere Zeit ist die ganze, uns bekannte historische Zeit“ gilt auch für Kurrent.
Als Errichtung einer besseren Ordnung verstand der damals 37-Jährige wohl auch seinen 1968 an der Technischen Hochschule in Graz gehaltenen Vortrag über „Kolchose oder Bauernhaus“. Die Vertreter des lokalen Bauernbundes waren ob der Ausführungen über künftige Kollektivwirtschaft und Agrarkomplexe aus politischen Gründen beunruhigt – heute sind sie Gemeingut.
Kurrents damalige Beschwörung der untergegangenen Salzburger Kindheitslandschaft ist überdies von frappierender literarischer Qualität.
Den Großteil des Buches machen Porträts der Wiener (und später Münchner) Architektur- und Kunstszene ab den 1950er-Jahren aus – eine an Lebendigkeit kaum zu übertreffende Kulturgeschichte der Zweiten Republik. Von Clemens Holzmeister ist da die Rede, der bei einem Faschingsfest in einer Sänfte als Cäsar in die Aula der Akademie am Schillerplatz getragen wird, vom Bildhauer Fritz Wotruba und seinen Schülern Joannis Avramidis und Andreas Urteil oder von der Malerin Clarisse Praun-Schrack.
Ein Geburtstagsbrief an den Architekten Hermann Czech erinnert an dessen Restaurant Ballhaus von 1961, insistiert aber zugleich darauf, dass die Diskussion über Manierismus und Wiener Postmoderne noch lange nicht beendet sei.

Erfreulich freimütig gerät Kurrents Darstellung von Konflikten bei architektonischen Gemeinschaftsarbeiten, etwa mit dem 16 Jahre älteren Johannes Spalt, mit dem er in den 1970er-Jahren in Floridsdorf Wiens schönste Bankfiliale errichtet. „Es war mit Spalt nicht immer gut Kirschen essen. Während der Zusammenarbeit zu zweit sprachen wir manchmal nach einer fachlichen Auseinandersetzung tagelang kein Wort.“
Die Grabrede auf einen weiteren Baupartner beginnt mit der Erinnerung an die gemeinsame Studentenbude: „Der Holzfußboden, Weichholzbretter, war schwarz geölt, was sich die Nase merkte.“ Es folgt eine profunde Lebens- und Werkbeschreibung, und der Text endet dem Anlass entsprechend wuchtig: „Johann Georg Gsteu war ein Meister der Baukunst.“
Da finden sich Szenen vom Hochzeitsfest, das Kurrent in seinem Haus am Spittelberg für den seit Gewerbeschultagen befreundeten Architekturhistoriker Friedrich Achleitner ausrichtet. Mit von der Partie die Wiener Gruppe samt Heimito von Doderer. Zum Freundeskreis gehören auch der Filmmuseums-Gründer Peter Kubelka und der Grafiker Rudolf Schönwald.  

In den 1970er-Jahren verlässt Kurrent Wien und wird an der TU München Professor für Entwerfen, Raumgestaltung und Sakralbau. Bayrische Bezugspunkte sind Hans Döllgast, Maria Schwarz oder der Bildhauer Fritz Koenig.
Zwei Jahrzehnte später folgte der lakonische Abschied: „Wenn man mich in München nicht bauen lässt, kann ich auch kein guter Lehrer sein, also hör ich auf. 1996 war es dann so weit.“ Aus München bringt Kurrent etwa das Projekt für eine Synagoge am Wiener Schmerlingplatz mit.
Im September wurde Kurrent 85. Sein Arbeitseifer ist dennoch ungebrochen: Kürzlich nahm er – wie schon 1953 mit der „Arbeitsgruppe 4“ – ein zweites Mal am Wettbewerb für das Wien Museum am Karlsplatz teil.
Auch die Lust an der Polemik hat den Architekten nicht verlassen: „Man hätte das Haas-Haus nicht wegen Holleins Neubau abreißen müssen“, heißt es einmal. Und ebenso wenig von polterndem Humor verschont bleibt das Staatsoberhaupt ob des barocken Ambientes seiner Amtsräume in der Hofburg: „Oder müsste der Bundespräsident sich bei Empfängen nicht eine gepuderte Perücke aufsetzen?“
Abschließend denkt Friedrich Kurrent über eine seiner liebsten lebenslangen Betätigungen nach, das Architekturzeichnen auf Reisen: „Ich zeichne, was man nicht fotografieren kann.“ Sein Rezept für die weitere Zukunft: „Sonntags möglichst kein Essen. Fasten. Kein Sport. Keine Spaziergänge.“ Ad multos annos!

weiterlesen