

Kirstin Breitenfellner in FALTER 51/2015 vom 18.12.2015 (S. 28)
Im Juli 2015 hat Deutschland den Völkermord an den Herero und Nama mit über 80.000 Toten zwischen 1904 und 1908 in der ehemaligen Kolonie Südwestafrika endlich anerkannt. Im August erschien Ludwig Fels’ Roman, der diese Geschichte in Literatur zu transformieren versucht, mit dem einfachen Reitersoldaten Crispin Mohr (!) als naivem Helden. Mohr will eigentlich Farmer werden, begehrt die Enkelin eines Stammesführers – und ist mit beidem zum Scheitern verurteilt.
Fels kontrastiert die Langeweile, sinnlose Brutalität und die realitätsfremden Träume der Kolonialisten mit der Würde und Unbeugsamkeit der Einheimischen. Die Frauenrollen (die „edle Wilde“ und die dumme Kolonialistin) sind dabei alles andere als komplex angelegt. Zwischen Poesie und Sarkasmus wechselnd, was oft ein wenig gewollt anmutet, ist dieses Buch nicht eben flüssig zu lesen. Dennoch zeichnet es ein eindrückliches Bild einer düsteren Epoche.