

Juliane Fischer in FALTER 14/2016 vom 08.04.2016 (S. 46)
Sie könnten unsere Nachbarn im städtischen Alltag sein: Der kleine alte Herr, der an einem Stock geht und immer ein Säckchen Hundekuchen bei sich trägt, die Alleinerziehende, die nach Hause torkelt, der Mann mit Piercings und Spinnennetztätowierung, und das Mädchen, das beim Radeln vom Lastwagen überfahren wird. Diese Einzelporträts verbindet die Vorarlberger Schriftstellerin Eva Schmidt in ihrem ersten Roman seit zwei Jahrzehnten.
Schmidt wolle in einer Welt, in der alle nach Profilierung und Einzigartigkeit gieren, keine Besondere sein, schrieb Peter Hamm in der Zeit schon anlässlich ihres Debüts „Ein Vergleich mit dem Leben“ 1985. Für sympathische Bescheidenheit spricht weiters, dass ihr Werk mit vier Büchern sehr schmal geblieben ist. Auch erzählerisch setzt Eva Schmidt auf Understatement, beobachtet Alltagserlebnisse mit präzisem Blick. Für heutige Verhältnisse bleibt sie dabei vielleicht etwas zu leise.