Obwohl es kalt ist draußen

Roman
192 Seiten, Hardcover
€ 20
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ISBN 9783990272152
Erscheinungsdatum 02.03.2018
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Jung u. Jung
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Kurzbeschreibung des Verlags

Barbara könnte sich für ihr Leben nicht mehr wünschen. Aber wie groß kann das Glück sein, wenn man weiß, dass es wenig braucht, um es zu zerstören? Ohne nachzudenken, im Überschwang vielleicht, aus Lust, alles aufs Spiel zu setzen: die Beziehung (Ante, ihre große Liebe), die Familie (zwei Kinder, bald drei), das eigene Leben (in Sicherheit, mit allen Freiheiten).Nicht dass Barbara das alles immer genau so wollte; früher war sie viel unterwegs, Paris, London, als Model, auf Partys. Manches hätte anders kommen können, hat sich einfach so ergeben. Aber wenn sie daran denkt, schwindelt ihr, vor Glück, aber auch vor Angst. Als hinge alles am seidenen Faden. Obwohl es durch nichts bedroht ist außer durch sie selbst. Aber warum? Warum ist es so schwierig, zufrieden zu sein?Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Frau, so intim wie behutsam, so beiläufig wie einfühlsam, und ist zugleich einer Gegenwart auf der Spur, in der der Wille zur Selbstzerstörung von Enthemmung nicht leicht zu unterscheiden ist.

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FALTER-Rezension

Vom Himmel auf die Erde fall’n sich die Engel tot

Karin Janker in FALTER 11/2018 vom 14.03.2018 (S. 12)

Spektakulär unspektakulär: Angelika Reitzer erzählt mit eindringlicher Diskretheit von einem gewöhnlichen Paar

Wie belanglos die Sorgen und Tragödien des Einzelnen doch sind! Diese Empfindung erfasst Astronauten, nachdem sie die Erde vom Weltall aus gesehen haben. Sie kann sich aber auch bei der Lektüre eines schmalen Buches einstellen. Angelika Reitzers jüngster Roman vermittelt durch kunstfertiges Erzählen eine Idee der Belanglosigkeit – und ist dabei keineswegs ein belangloses Werk.
Angelika Reitzer, 2016 mit dem Outstanding Artist Award für Literatur ausgezeichnet, wurde 1971 in Graz geboren und lebt inzwischen in Wien. In den gentrifizierten Bobo-Vierteln der Stadt spielt auch ein Großteil der Handlung von „Obwohl es kalt ist draußen“. Erzählt wird von Ante und Barbara, deren Geschichten die Autorin nur dann und wann verbindet, deren Fäden sie aber immer wieder auch ausfransen lässt. Kennengelernt haben sie sich im Club im Volksgarten, wo Ante als DJ auflegte. Sie verabreden sich, gehen spazieren, kommen sich näher, wie es eben so läuft. Dann heiraten sie, bekommen Kinder, leben mehr neben- als miteinander. Unglücklich ist ihre Beziehung nicht, trotzdem wartet man darauf, dass etwas passiert, was sie aus ihrer Bahn wirft.

„Obwohl es kalt ist draußen“ – so viel kann man verraten, ohne zu viel zu verraten – steuert nicht auf einen dramatischen Höhepunkt zu. Langweilig oder eben belanglos wird es aber dennoch nicht, und zwar deshalb, weil Angelika Reitzer – wie sie schon mit „Wir Erben“ (2014) bewiesen hat – ein großes Talent zum leisen Erzählen besitzt und ihre Figuren modelliert, ohne diese jemals ganz auszudeuten.
Ante ist der Sohn eines Gastarbeiters, der aus Ex-Jugoslawien nach Österreich gekommen ist. Von seinem Vater hat er gelernt, dass es besser ist, nicht aufzufallen: „Dass die anderen davon ausgingen, er habe erst jetzt, hier bei ihnen, die Zivilisation kennengelernt, nahm er stoisch hin.“
Es ist das Jahr von Zidanes Kopfstoß bei der Fußball-WM in Deutschland, als Ante weiß, dass er die Frau gefunden hat, ohne die er nicht mehr sein will. Er selbst befindet sich da schon in jener Lebensphase, in der man ihn entweder „näher bei vierzig oder auf die fünfzig“ zugehend schätzt – je nachdem, ob er ausgeschlafen ist oder nicht.
Barbara hatte es in ihrer Jugend allem Anschein nach leichter: „Ihr Leben war immer in geordneten Bahnen verlaufen, sie hatte vielleicht persönliche Probleme, kleine Schwierigkeiten, aber alles im Griff.“ Irgendwann wollte sie Model werden, irgendwann hat sie eingesehen, dass daraus nichts werden würde. Sie verlegt sich aufs Fotografieren und darauf, als Sozialarbeiterin mehr oder weniger aussichtslosen Jugendlichen eine Perspektive zu geben. „Barbara fühlte sich den Schutzengeln zugehörig, was nichts damit zu tun hatte, dass manche Menschen sie für ihre Arbeit bewunderten. Sie war die unterste Engelkategorie und sie bekam Geld dafür. Fallen konnten alle.“

Dass auch in ihrer Biografie Abgründe lauern, zeigt sich spätestens, als Barbara und Ante ihr erstes Kind erwarten. Barbaras Schwierigkeiten mit ihrem eigenen Körper, die sie vorher mit unzähligen Nacktfotos von sich kaschiert hat, überschatten das junge Familienglück. Während der Schwangerschaft hört sie auf zu essen, bis Ante beginnt, ihre Mahlzeiten zu kontrollieren. Eine Zeitlang steht diese Sorge, die unausgesprochen bleibt, zwischen ihnen. Bis auch dieser Schatten vorüberzieht.
„Obwohl es kalt ist draußen“ will kein Unterhaltungsroman sein, die Geschichten, die er enthält, muss man sich selbst suchen. Reitzers Sprache seziert und analysiert nicht, sondern ist auf die Oberfläche gerichtet so wie der Blick der Kamera, an die sich Barbara klammert und durch die sie sich selbst ihr eigenes Leben erst als ein lebenswertes vor Augen stellt: „Auf den Fotos war alles da, auch wenn es nicht immer zu sehen war.“
Ante und Barbara sind wie jene Nachbarn, die man tagtäglich im Stiegenhaus freundlich grüßt, so, als ob man sie kennen würde, obwohl man eigentlich so gut wie nichts über sie weiß. Die Autorin lässt ihren Protagonisten aber so etwas wie eine Privatsphäre, durchleuchtet die beiden nie zur Gänze. In einer Zeit, in der das Private zunehmend aufpoliert wird und an die Öffentlichkeit drängt, kann das als eine subversive Geste verstanden werden, die sich dem Zeitgeist widersetzt. Im Gegensatz zum Authentizitätswahn eines Karl Ove Knausgård, der noch das intimste Detail aufbläht, ist Reitzers Prosa so unaufgeregt, wie es nur das wirklich Authentische sein kann.

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