An den Wassern von Babylon

Roman
400 Seiten, Hardcover
€ 28
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ISBN 9783990272886
Erscheinungsdatum 20.03.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Jung u. Jung
Nachwort von Herbert Wiesner
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Kurzbeschreibung des Verlags

Man schreibt das Jahr 1938, ein Autobus quält sich über eine staubige Straße nach Palästina. Hinter denen, die der Zufall in diesem Gefährt zusammengewürfelt hat, liegen bewegte Vergangenheiten, vor ihnen eine ungewisse Zukunft. Ein Grenzposten prüft die Liste der Passagiere: »Juden. Von überall.« Aus Konstantinopel, München und New York, aus Polen und Russland haben sie sich auf den Weg gemacht. Alle sind sie auf der Flucht, viele von ihnen schon seit langer Zeit. Robert Neumanns Exil-Roman An den Wassern von Babylon ist ein schillerndes Kaleidoskop der jüdischen Diaspora. Er erzählt von verleugneter Identität und trotzigem Aufbegehren, von Naivität und Widerstand, von Duldsamkeit, Zuversicht und Resignation. Dabei spielt Neumann mit den Slangs und Sprechweisen der Milieus, in denen sich seine Figuren bewegen, tritt als wütender Brandredner und bitterer Humorist auf, als akribischer Historiker und bibelfester Romancier.

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ISBN 9783990272886
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FALTER-Rezension

Keine Aussicht auf Heimat und Heilung

Michael Omasta in FALTER 12/2025 vom 21.03.2025 (S. 19)

Aus staubgrauer Entfernung nähert sich ein Autobus. Die britischen Grenzsoldaten beobachten, wie das Gefährt sich die steile, abschüssige Schotterstraße den Halbmondberg hinaufmüht. Telegrafisch wird in Erfahrung gebracht, um wen es sich bei den Passagieren dieser nicht angemeldeten Sonderfahrt handelt: um „Juden. Von überall“, die illegal über die Grenze nach Palästina einreisen wollen. Der Schlagbaum wird gesenkt und ein Maschinengewehr in Stellung gebracht, um den Bus an der Weiterfahrt zu hindern, sobald er nach einer Straßenschleife hinter der Bergkuppe wieder zum Vorschein kommt. Oder vielmehr kommen müsste.

Mit diesem offenen Höhepunkt endet das kurze erste Kapitel des Buchs. Es ist rasant geschrieben, erinnert an Actionfilme: mit einem Cliffhanger, der erst im tragischen Finale, nach 350 Seiten, aufgelöst wird.

„An den Wassern von Babylon“ ist Robert Neumanns erster deklarierter Exilroman. Der aus Wien gebürtige Autor, der vor allem für seine literarischen Satiren („Mit fremden Federn“, 1927) und seinen Roman über das Nachkriegselend „Die Kinder von Wien“ (im Original: „Children of Vienna“, 1946) bekannt ist, hat ihn 1938 vollendet. Bereits im Jahr darauf erschien er in englischer Übersetzung; die erste deutsche Ausgabe kam 1945 in der East and West Library, Oxford, heraus.

Neumann floh im Februar 1934 vor dem klerikal-faschistischen Ständestaat ins Exil nach London: „keines englischen Wortes mächtig, freudlos, stimmlos“, schreibt er später in seiner Autobiografie mit dem bitter ironischen Titel „Ein leichtes Leben“ – „der Nazi hatte mir meine Stimme geraubt“. Dass er ein passionierter Kinogeher war, bezeugt nicht nur die „filmische Dramaturgie“ seines Romans, sondern auch der Umstand, dass er sogleich in der britischen Filmindustrie Fuß zu fassen versuchte.

Mit einer seiner Kurzgeschichten lieferte Neumann die Idee zu „Abdul the Damned“ (1935, mit Fritz Kortner in der Titelrolle), einer bemerkenswert deutlichen Allegorie auf den Nazismus; eigene Drehbücher, etwa eine gemeinsam mit Stefan Zweig verfasste Bearbeitung von „Manon Lescaut“, folgten. Für den Kurzfilm „These Are the Men“ (1943) versah er Szenen aus Riefenstahls notorischem Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ mit neuem, polemischem Text.

Die Handlung des Romans „An den Wassern von Babylon“, so klärt eine knappe Vorbemerkung, greife weit zurück, „und auch der Vorfall an der Grenze ereignete sich vor kaum mehr vorstellbar langer Zeit – noch vor dem letzten Kriege“. In vier großen Abschnitten mit insgesamt zehn Kapiteln fächert Neumann ebenso viele Schicksale auf, die pars pro toto für den jüdischen Leidensweg seit vielen Generationen stehen.

Die Personen stammen unter anderem aus Wien (Genossin Lewy), aus der Bronx (Simon Silverman, ein Preisboxer), aus Frankreich (Advokat Glückstein) oder München (Marcus, ein unpolitischer Schriftsteller, dessen Bücher, wie jene Neumanns, 1933 verbrannt werden).

Die zwei Protagonisten des ersten und des letzten Kapitels verkörpern ins Extrem gesteigerte Gegensätze: Mojsche Wasservogel, genannt „der Blasse“, ist ein vergeistigter Gelehrter aus der ungarischen Provinz, Präsident Schlessing ein skrupelloser Entrepreneur aus Wien. Einzig das Ziel ihrer Reise ist allen gemein: Palästina zu erreichen – „das jüdische Sehnsuchtsland“, das „Heimkehr und Heilung zugleich“ verspricht, wie der Germanist Herbert Wiesner im Nachwort zur aktuellen Neuausgabe bemerkt. „Und genau diese Hoffnung erfüllt sich nicht.“

Ein besonders spannendes Kapitel ist das dritte, „Melville – oder Das Lächeln der Schlafenden“, in dem Neumann schonungslos den Antisemitismus der britischen Upperclass aufzeigt. Besonders den künftigen Eliten stellt der Autor – am Beispiel von Henry, dem Neffen und Erben des sterbenden jüdischen Bankiers Lord Melville, und seiner Kommilitonen aus Eton – ein vernichtendes Zeugnis aus. Einer von ihnen verteilt arglos das antisemitische Pamphlet „The Elders of Zion“, ein anderer verhöhnt die Arbeiter aus dem Londoner East End, die gegen den Faschistenführer Mosley demonstrieren, mit dem deutschen Gruß.

In diesen Passagen nimmt „An den Wassern von Babylon“ unmittelbar Bezug auf die Gegenwart. In seiner sprachlichen Gestaltung weist das mit englischen Wörtern und Floskeln gespickte Kapitel zudem auf Robert Neumanns kommende Werke voraus. Er zählte zu jener handverlesenen Schar österreichischer Autoren, die im Exil die Sprache wechselten und mit Erfolg weiter publizierten.

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