

Linn Ritsch in FALTER 34/2024 vom 23.08.2024 (S. 32)
Eine Stadt, drei Frauen, ein Tag: Das Setting von "Halbnah" ist schneller klar als die Handlung. Die österreichische Autorin Anna Maria Stadler verbindet Bruchstücke, begleitet die Protagonistinnen und nähert sich ihnen. Sarah, deren Beziehung zerbricht. Ihr Umzug ist ein Neubeginn. Kata, die nie ein Zuhause hatte, sondern mit ihrer Mutter bei Bekannten schlief. Mira, die Kata Unterschlupf gewährt, aber selbst nicht nachhause möchte.
Berührungspunkte zwischen den dreien bleiben spärlich. In kurzen Episoden, erzählt in schnörkelloser Sprache, springt die Autorin hin und her. Sie beobachtet die Figuren, wie diese ihre Umgebung beobachten: genau, einfühlsam, ohne zu beschönigen oder Leerstellen zu füllen. Es ist eine Kunst, Distanz und Nähe so zu balancieren, dass anhaltende Spannung entsteht. Stadler beherrscht sie.