Do Re Mi Fa So

Roman
192 Seiten, Hardcover
€ 22
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ISBN 9783990274064
Erscheinungsdatum 22.08.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Jung u. Jung
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Kurzbeschreibung des Verlags

Sebastian Saum fehlt es an nichts: Er ist ein gefeierter Opernsänger, verkehrt in anregender Gesellschaft und lebt sorgenfrei mit seinem besten Freund Franz im geerbten Familienanwesen. Alles könnte gut so bleiben, wie es ist, bis er eines Abends ein Vollbad nimmt und beschließt, nicht mehr aus der Wanne zu steigen. Tag um Tag vergeht, und während Franz ihn geduldig und treu bewirtet, gewinnt er nackt und allein Distanz zur Welt. Sein Leben und die Rollen, die er darin einnimmt, werden ihm fragwürdig. Er legt sie ab wie ein Kostüm, wie seine Garderobe, wie alles, was er jemals getragen hat. Und was bleibt übrig, von einem nackten Sänger ohne Publikum, von einem, der von allem immer nur verschont wurde, der immer nur Applaus gesucht hat? Ein Haufen abgetragener Kleider und Schuhe, die er im Kopf sortiert. Und die Frage, was es wert ist, aus der Wanne zu steigen und sich mit den Menschen zu verbinden.Dieses schmale Buch hat es in sich: Mit beißendem Humor und Sätzen von scharfer Eleganz singt es eine Arie auf Verletzlichkeit und Verantwortung, auf Freundschaft und Treue. Ein Kunststück!

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ISBN 9783990274064
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FALTER-Rezension

Der Bariton im Badewannenexil

Sebastian Gilli in FALTER 42/2024 vom 16.10.2024 (S. 19)

Zu seinem vierzigsten Geburtstag fallen Gäste ins Haus des berühmten Opernsängers Sebastian Saum ein. Doch der gefeierte Bariton wäre lieber alleine geblieben: „Überraschungspartys sollten verboten werden.“ Um Mitternacht stiehlt er sich fort und beschließt, nachdem er ein Schaumbad genommen hat, auch gleich in der Badewanne zu übernachten. Es plagen ihn große Zweifel: „Solide Berufe, die gänzlich ohne drohende Sinnfragen ausgeübt werden können, genießen meinen uneingeschränkten Neid. Ich als Sänger muss mich ständig fragen, wem ich wirklich nutze.“

Zu wessen Zweck und Nutzen der hochsensible Künstler für gut zwei Wochen in seinem selbstgewählten Badezimmerexil verbringt, ist ­Gegenstand des knapp 200 Seiten starken Künstlerromans „Do Re Mi Fa So“. Die in Zürich lebende Tine Melzer, Jahrgang 1978, hat mit ihrem Debüt „Alpha Bravo Charlie“ (2023) den Franz-Tumler-Literaturpreis gewonnen.

Ihr Folgeroman ist das Gegenteil eines Pageturners und versteht es dennoch gekonnt, die Leser auf das entschleunigte Erzähltempo und seine Sentenzen einzustimmen: „Freiwilligkeit ist das Gegenteil von Geborenwerden“ oder „Alleinsein ist eine gute Übung gegen die Einsamkeit“.

Die Partygäste fragen dann nicht mehr nach dem Gastgeber, und auch in den nächsten Tagen geht der Opernstar offenbar niemandem ab. Auch Melissa, die „große Liebe“, mit der er einst über ein gemeinsames Kind nachgedacht hat, meldet sich nur sporadisch. Sie hält Kontakt mit seinem Mitbewohner Franz und ist sich sicher, dass es Saum gut geht in seiner Wanne und in dem in einem Weiler gelegenen Haus, das er von der Mutter geerbt hat.

Der wortkarge Franz wiederum versorgt den Sänger aufopferungsvoll mit Essen und Getränken, die auf dem geschlossenen Klodeckel serviert werden, ist aber bald genervt „von der Freiheit, die ich mir nehme, nicht am Leben der Bekleideten teilzunehmen“.

Saums Versuch, „mit mir selbst auszukommen“, hat nämlich nicht nur den Rückzug aus der Gesellschaft und ins Badezimmer, sondern auch den Verzicht auf jegliche Kleidung zur Folge, die ihm dafür als Assoziationsvorlage für seine aufsteigenden ­Erinnerungen dienen: an die Kniestrümpfe der Kindheit, den Firmungsanzug, den Blaumann beim Handwerken …

Der Opernsänger, gewohnt mit jeder Rolle in ein anderes Kostüm zu schlüpfen, dreht sich nun „splitterfasernackt“ im „Kleiderkarussell“, was freilich nicht ganz ungefährlich scheint, denn Saum gerät – „niemand soll mir erzählen, dass Kleider nicht unheimlich sind“ – im Strudel seiner Assoziationen dem Wahn ziemlich nahe: „Ich versuche mich an alle Menschen zu erinnern, denen ich jemals begegnet bin, mit Vor- und Nachnamen.“

Der Roman, dessen Titel „Do Re Mi Fa So“ auf das „Alphabet des Sängers, der ich bin“ verweist, ist so kunstvoll wie klar gestaltet. Hier sitzt jedes Wort. Und in den Reflexionen des Ich-Erzählers, der mitunter auch ziemlich geschwätzig ist, pendelt die Autorin mit Humor und Sinn für Ironie zwischen den Möglichkeiten bzw. der Diskrepanz eines Lebens zwischen Opernhochkultur und dem einfachen Leben auf dem Lande.

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