Wer wir wären
Der Student Albert ist fasziniert, als er den etwas verschrobenen Künstler Klaus kennenlernt. Zwischen den beiden entwickelt sich rasch eine tiefe Freundschaft – bis sich Klaus zu verändern beginnt. Er sendet seltsame Signale aus, fühlt sich von ominösen Menschen verfolgt und isoliert sich zusehends. Albert erkennt die Symptome der beginnenden Schizophrenie erst spät und kann nicht damit umgehen. Er zieht sich zurück und stürzt sich in die Beziehung mit Elisabeth. Doch der Gedanke, dass er seinen besten Freund im Stich gelassen hat, lässt sich einfach nicht abschütteln, und Albert erkennt, dass er eine Entscheidung treffen muss.
Norbert Krölls tiefsinniger Roman ist eine poetische Sinnsuche mit Umwegen, wie sie nur das Leben vorgibt.
Es gibt kaum etwas Befreienderes, als etwas Schönes zu zerstören.“ Mit Sätzen wie diesen bindet der Bildhauer Klaus den jungen Restaurator Albert an sich. Die enge Freundschaft zerbricht an der Schizophrenie des Älteren, in weiterer Folge scheitert auch Alberts Ehe. (Übrigens: Kann bitte einmal ein verlassener Mann seine Wohnung nicht verdrecken lassen?!)
Norbert Krölls zweiter Roman „Wer wir wären“ kreist um emotionale Schuld. Sinnsuche und Selbstinfragestellung prägen Alberts Erzählung, was einige umständliche Passagen bedingt. Doch der melancholische Ton stimmt. Der Konjunktiv im Titel bezieht sich auf die Kraft der Fiktion, es hätte alles schlimmer kommen können, besser natürlich auch. Die Pflege von Freundschaft, Kranken und Beziehungen ist eine Mehrfachbelastung, die für Frauen Alltag ist, Männer aber in Krisen stürzt – im besten Fall in literarisch ergiebige wie hier.
Dominika Meindl in Falter 31/2020 vom 31.07.2020 (S. 28)
ISBN | 9783990650264 |
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Erscheinungsdatum | 26.02.2020 |
Umfang | 296 Seiten |
Genre | Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945) |
Format | Hardcover |
Verlag | Edition Atelier |