Flucht, Exil und Rückkehr österreichischer SozialistInnen

Anhand der Korrespondenzen von Ella und Karl Heinz
360 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783990981603
Erscheinungsdatum 05.04.2023
Genre Geschichte/Zeitgeschichte (1945 bis 1989)
Verlag Löcker Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der Autor Bernhard Kuschey schreibt in diesem Buch die Flucht- und Exilbiographie der Familie Heinz, die wesentlich auf den Korrespondenzen des „Exilarchivs Ella und Karl Heinz“ fußt, und die die Besonderheit aufweisen, dass durch die Analyse dieser umfänglichen Korrespondenzen eine Darstellung der sozialdemokratischen und sozialistischen Netzwerke in den Exilstationen von 1934 bis 1945 möglich wurde. Über diese zeitgenössischen Quellen konnte eine anschauliche Beschreibung der Nöte, Härten und auch Hoffnungen von Flucht und Exil gelingen, wobei nachvollziehbar wird, welche große Bedeutung die internationalen sozial-demokratischen Beziehungen für das Gelingen der Fluchtbewegungen und das Überleben im Exil hatte. Es war ein -lebensrettender Unterschied, ob Verfolgte solche Netzwerke hatten oder nicht. Am Ende dieser Studie diskutiert Kuschey die Verhinderung der Remigration österreichischer Sozialisten, was zur Wandlung der ExilantInnen zu StaatsbürgerInnen in den ehemaligen Exilländern und zum endgültigen Verlust von kulturellem Potential in Österreich führte.

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FALTER-Rezension

Die traurige Geschichte der "Alpinisierung" der SPÖ

Günther Sandner in FALTER 24/2023 vom 16.06.2023 (S. 20)

Schon im Wien der Ersten Republik war Karl Heinz als Sekretär der Arbeiterräte und des Republikanischen Schutzbundes ein zentraler Akteur der Sozialdemokratie. Nach der Zerstörung der Demokratie, während der austrofaschistischen Diktatur und der NS-Herrschaft wurde er zu einer Schlüsselfigur des sozialdemokratischen Exils: in Brünn, Paris, Stockholm und im kalifornischen Berkeley. Er administrierte sozialdemokratische Auslandsorganisationen und organisierte Rechtsbeistand und Fluchthilfe für Genossinnen und Genossen.
Sein Nachlass wurde erst kürzlich von seinem Sohn und dessen Frau dem VGA (Verein für die Geschichte der Arbeiterbewegung) im historischen Vorwärts-Gebäude an der Rechten Wienzeile übergeben. Der Historiker Bernhard Kuschey hat den Nachlass aufgearbeitet und nutzte diese Bestände - in erster Linie Korrespondenzen -zu einer Arbeit über Flucht, Exil und Rückkehr österreichischer Sozialisten und Sozialistinnen.

Aus den vielen Briefen von und an Karl Heinz wird deutlich, dass der nicht zuletzt ökonomische Überlebenskampf im Exil von vielen Faktoren abhängig war, etwa vom Vorhandensein oder Fehlen internationaler Kontakte oder von Kontaktpersonen im Fluchtland. Besonders schwierig war die Situation der vielen jüdischen Sozialisten, die mit Antisemitismus in den Fluchtländern konfrontiert waren. Kuschey schildert sehr genau die Entwicklung der von österreichischen Sozialdemokraten gegründeten Organisationen in der Tschechoslowakei, in Schweden, England und in den Vereinigten Staaten. Dabei gewährt er Einblicke in das politische Leben im Exil, etwa auch in die ständig präsente Rivalität zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft und des Krieges kehrten viele der Geflüchteten nicht mehr zurück. Der ehemalige Finanzstadtrat des Roten Wien, Hugo Breitner, sehnte sich nach seiner Heimatstadt, doch im März 1946 endete sein Leben im kalifornischen Exil.

Otto Leichter kam zwar zurück, doch die politische Enttäuschung im Nachkriegsösterreich führte ihn wieder in die USA. Viele wichtige Führungsfiguren des Exils, die noch in der Tradition des Austromarxismus dachten, sollten in der Nachkriegs-SPÖ keine Rolle mehr spielen.

Für Friedrich Adler, eine zentrale intellektuelle Führungsfigur, oder Joseph Buttinger, der gemeinsam mit seiner Frau Muriel Gardiner Großes in der Fluchthilfe leistete, fand sich politisch kein Platz mehr im Österreich der großen Koalition.

Eine der wenigen Rückkehrerinnen, Marianne Pollak, schrieb an Adler, dass Österreich ein weiterer Zuzug von außen guttäte, damit das Land "nicht alpinisiert". Dieser Zuzug blieb aber aus. In der Nachkriegs-SPÖ behielten die alten rechten Sozialdemokraten das Heft in der Hand (Adolf Schärf, Oskar Helmer, Karl Renner) und Rückkehrer erhielten in der Regel keine politischen Mandate.

Welche Rolle spielte die Tatsache, dass viele von ihnen jüdisch waren? In einem eigenen Aufsatz unterstreicht der Historiker Peter Pirker die Haltung der Parteiführung und insbesondere von Adolf Schärf, keine jüdischen Rückkehrer zu wollen. Auch bei Karl Heinz scheiterte die Rückkehr. Er resümierte, "dass die heutige Parteiführung lieber keine Emigranten zurückhaben will", auch aus Rücksicht gegenüber den (ehemaligen) Christlich-Sozialen.

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