Scheinhellig

Variationen über ein verlorenes Thema. Aphorismen
264 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783992000043
Erscheinungsdatum 30.09.2009
Genre Belletristik/Aphorismen
Verlag Braumüller Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Elazar Benyoetz, mein Rabbi der deutschen Sprache" (Robert Menasse)

Scheinhellig. Variationen über ein verlorenes Thema – Elazar Benyoëtz’ bisher persönlichstes Buch.
Die Beziehung zwischen Gott und Mensch, die Sprache des Glaubens, sind die Sehnsucht dieses Buches und die Kritik des ansehnlich Angesehnten zugleich: 'In Zweifel gezogen, dehnt sich der Glaube aus.'
Elazar Benyoëtz gilt als Nachfolger von Lichtenberg, Nietzsche, Karl Kraus und Wittgenstein, gleichsam als Erneuerer deutschsprachiger Aphoristik: 'Es musste wohl einer von außen kommen, einer wie der deutsch-schreibende Israeli Elazar Benyoëtz, um den Aphorismus neu in die deutsche Literatur einzupflanzen, als ein zartes Gewächs, doch winterhart geworden in kalten Zeiten.' (Harald Weinrich). Und Robert Menasse sagt über ihn: 'Elazar Benyoëtz, mein Rabbi der deutschen Sprache.'
Dichten, Denken und Glauben haben etwas Gemein¬sames: das Hören auf die Sprache. Elazar Benyoëtz stellt es in seinem neuen Buch 'Scheinhellig' ganz in den Dienst des Forschens nach Gott, getreu dem Grundsatz: 'Die Quellen der Sprache, die Quellen des Heils.' Am Leitfaden der nie fixierbaren Grenze zwischen Glauben und Zweifel mustert Benyoëtz die religiöse Tradition von der Genesis zu den Evangelien; vom Rigveda bis zu Rose Ausländer reicht die Fülle der Texte, die zitiert, befragt und weitergeschrieben werden in stetem Widerstand gegen das Verstocken, denn: 'Der Glaube endet in der Überzeugung.'
Elazar Benyoëtz wuchs mit der hebräischen Sprache auf, nachdem den Eltern 1938 die Flucht nach Palästina gelang; ihm war es das 'Erwachen auf einem nicht entweihten Sprachboden.' Der frühe Tod des Vaters mit dem hebräischen Namen Yoëtz (Ratgeber) bedeutete für ihn den scheinbar endgültigen Verlust der deutschen Sprache. Doch es kam anders: Benyoëtz – der Sohn des Ratgebers – erzählt in seinen neuen Aphorismen von der Heiligen Sprache der Juden, der Schöpfung der Welt aus dem Wort, der Glaubwürdig¬keit des Zweifels und dem 'Eingezweifelt-Sein' in Gott.
In der Lektüre erschließt sich dem Leser der reine Impuls, sich nie satt im Denken oder Glauben zu beruhigen: 'Quellenwert hat nur das Fließende.' Benyoëtz eröffnet uns neue Wege zum jüdischen Buch der Bücher; ob wir diesen Zugang religiösen oder poetischen Sinnes betreten, liegt bei uns. Der anspruchsvolle Lakonismus seiner Sätze lässt Einsichten aufblitzen, die evident sind oder wenigstens bei uns anfragen. Aber sie lassen sich nicht abtrennen von der Form, in der sie zur Sprache kommen. Sie sind poetisch und machen hellhörig. Dann kommt es vor, dass man so manches hört, was man nicht hören wollte.

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FALTER-Rezension

Daniela Strigl in FALTER 46/2009 vom 13.11.2009 (S. 21)

Robert Menasse hat ihn "meinen Rabbi der deutschen Sprache" genannt. Das trifft einerseits die skeptische Wortgläubigkeit des Elazar Benyoëtz. "Der Sprachlose und der Sprachbesessene / sind an der Schwelle Gottes", heißt es einmal. Andererseits hat der 1937 als Paul Koppel in Wiener Neustadt Geborene in Israel tatsächlich eine Rabbinerausbildung absolviert, ohne je ein Amt zu bekleiden. Seine Neigung zum freundlichen Dozieren, zum Klären und Aufklären scheint dazu zu passen und schließlich auch die edle Kunst des Aphorismus, die er zu der seinen gemacht hat.
Mit seinem neuen Buch legt Benyoëtz, der mit dem Hebräischen aufwuchs und sich das Deutsche erst spät eroberte, eine Zwischensumme seiner Dichterexistenz vor. "Ich kann mir eine Zeit denken, welcher unsere religiösen Begriffe so sonderbar vorkommen werden als der unsrigen der Rittergeist", schrieb vor gut 200 Jahren sein Vorfahre Georg Christoph Lichtenberg. Diese Zeit lässt offensichtlich noch auf sich warten. Angesichts einer heute konfessionslos wabernden Religiosität stellt der bibelkundige Aphoristiker die Frage nach Gott so präzis wie möglich und bleibt die Antwort wohlweislich schuldig. Der Titel "Scheinhellig", die Überblendung von "scheinheilig", "einhellig", und "hellem Schein" zu einem Worträtselbild, ist typisch für Benyoëtz' vertrackte, seine Leser traktierende Spracharbeit: "Die Sprache ist tiefer als ihr Sinn." Weil er tiefer schürft, vermag er immer wieder zu verblüffen.
Benyoëtz' Nachdenken ist eine Einladung zur Verunsicherung, zum Abschied von jeder Dogmatik, denn "Quellenwert hat nur das Fließende". Und so beherrscht dieser ratlose Rabbi die Kunst, etwas durch Erörterung zu erhellen und zugleich zu verdunkeln. "Scheinhellig" ist eine Hommage an die Begeisterung, an den göttlichen Funken, ohne den das Leben schal schmeckt. Seinen Wahlspruch legt der Autor seinem Jugend-Ich Paul Koppel in den Mund: "Mit Gott auf Biegen oder Brechen, / mit dem Judentum auf Gedeih und Verderb, / mit meiner Dichtung durch dick und dünn."

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