Ein treuer Freund

Roman
272 Seiten, Hardcover
€ 22.7
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ISBN 9783446254435
Erscheinungsdatum 13.03.2017
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Gabriele Haefs
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Jakop Jacobsen ist stets ein Einzelgänger gewesen, seit seiner Jugend in einem abgelegenen Tal in Norwegen. Sein bester Freund Pelle ist eine Handpuppe, mit der er lange Gespräche führt und die deutlich schlagfertiger ist als er selbst. Und er hat ein merkwürdiges Hobby: Jakop geht gern auf fremde Beerdigungen. Er gibt sich dort als Freund des Toten aus, bei den Familien der Toten fühlt er sich wohl. Dumm nur, wenn jemand sein falsches Spiel durchschaut ... So wie Agnes. Jakop verliebt sich in sie und hofft, dass sie ihn trotz seiner Eigenart und des vorlauten Pelle erhört. „Ein treuer Freund“ ist ein philosophischer Schelmenroman, eine herrlich schräge Liebesgeschichte und eines von Jostein Gaarders schönsten Büchern.

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ISBN 9783446254435
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FALTER-Rezension

Dinge, die über Sex erhaben sind

Peter Strasser in FALTER 11/2017 vom 17.03.2017 (S. 14)

Jostein Gaarder hat einen zugleich skurrilen und überaus zartfühlenden Roman über das Alter geschrieben

Weltberühmt wurde Jostein Gaarder 1993 mit dem Kinderbuch „Sofies Welt“. Seitdem der Norweger 2006 dagegen polemisierte, dass Israel in seiner Rolle als Schutzmacht des „auserwählten Volkes“ sogar die Tötung von Kindern rechtfertige, war er reflexartig Vorwürfen des Antisemitismus ausgesetzt. Tatsächlich hatte Gaarder geschrieben: „Wir erkennen den Staat Israel nicht länger an.“ Sein Standpunkt lautete ganz allgemein: „Schande über jeden Terroranschlag auf Zivilisten, ob er nun von Hamas, Hisbollah oder dem Staat Israel verübt wird!“
Gaarders jüngstes Buch für Erwachsene – und besonders für Erwachsene, die in die Jahre gekommen sind (Gaarder ist Jahrgang 1952) – enthält sich politischer Kommentare. Es ist ein durch und durch „existenzielles“ Buch, ein kleiner Roman, der hinter einer gedämpften Emotionalität und schlichtestem Satzbau große Gefühle hervortreten lässt. Ein Autor, der zu solch zerbrechlicher Artifizialität in der Lage ist, tut gut daran, sich ganz auf seine intimen Passionen zu besinnen. Gaarder hat Philosophie, lutheranische Theologie und norwegische Literaturwissenschaft studiert, und diese Leidenschaften finden sich in seinem Roman „Ein treuer Freund“ durchgehend wieder.
Worum geht es? Um einen, wie sich im Laufe der Erzählung herausstellt, einsamen Mann, Jakop, der ohne wirkliche Familie aufgewachsen ist und von seinen Schulkameraden als Außenseiter gehänselt wurde.

Und so geschehen merkwürdige Dinge. Auf einem Volksfest bekommt er eine Handpuppe geschenkt – er nennt sie Pelle –, die er fortan behandelt, als sei sie ein lebendiges Wesen. Er leiht ihr seine Stimme und führt mit ihr noch als Lehrer, der Norwegisch und Religion unterrichtet, lange Gespräche. Und er lässt Pelle auch vor anderen Personen brillieren, von denen eine namens Agnes sein Puppen-Alter-Ego mehr schätzt als ihn, den Puppenspieler, selbst. Die zweite Merkwürdigkeit erklärt sich ebenfalls aus der inneren Einsamkeit Jakops: Er besucht Begräbnisse von Bekannten und Unbekannten mit vielen Familienangehörigen, wo er sich als Trauerredner nicht lumpen lässt und mitunter auch Episoden über die dahingeschiedene Person erfindet, welche die Trauergemeinde tief berühren.
Seine Fabulierkünste verbindet der Protagonist seit seiner Studienzeit mit einem überbordenden Wissen über die Etymologie der nordischen Sprachen und altnordische Mythologie. Dabei spielt das Wort „Familie“ wieder eine leitthematische Rolle. Denn im Wissen darum, wie vieles mit wie vielem sprachlich zusammenhängt – und wie sich im Wandel der Mythen über die Jahrtausende hinweg „Familienähnlichkeiten“ herausbilden –, liegt ein gewisser Trost: Zumindest als Herkunftserforscher der Wörter hat Jakop teil an einer weltweiten Zusammengehörigkeit.

Äußerlich betrachtet zeigt der Roman einige Schwächen, die deshalb nicht unerheblich sind, weil sie den Leser frühzeitig ermüden könnten. Der Anfang ist durch Anmerkungen zur nordischen Mythologie und zur Herkunftsbedeutung religiöser Begriffe regelrecht vernagelt, ohne dass man bereits eine Ahnung hätte, warum einem dies alles nahegebracht wird, noch dazu in einer indirekten Form.
Unmittelbar zur Belehrung dient es nämlich jener Agnes, an welche die gesamte Erzählung gerichtet ist. Agnes ist eine Art Muse, deren Rolle im Leben des von seiner verständnislosen Ehefrau geschiedenen Mannes erst spät im Roman offenbar wird. Auch wer hinter Pelle steckt, der skurrilerweise mit vollem Namen „Peder Ellingsen Skrindo“ heißt, nämlich die eloquente Handpuppe alias Jakops „bester Freund“, behält der Erzähler hundert Seiten lang für sich.
Im Prinzip sind dies alles literarische Mittel der Spannungssteigerung, und dennoch muss der Rezensent nicht befürchten zu „spoilern“, wenn er derlei Details ausplaudert. Denn Gaarder hat keinen Thriller geschrieben – und wenn, dann läge der „Thrill“ hier im langsamen Sichtbarmachen einer menschlichen Einsamkeit, worin wir – sofern nicht ganz und gar von unseren Nächsten liebend umhüllt – unser eigenes Schicksal als sterbliche Wesen wiedererkennen.
Deshalb auch heißt es an einer Stelle, es ginge um „Dinge, die über Sex und Geschlecht erhaben sind“; und deshalb ist vom Universum die Rede, das sich durch unser Bewusstsein selbst erkennt und uns doch keine Geborgenheit im Ganzen gewährt.

Der Verlag nennt den „Treuen Freund“ einen „philosophischen Schelmenroman“. Doch der eigenbrötlerische Philosoph ist kein Schelm. Er will niemandem einen Streich spielen. Zwar ist er sich dessen bewusst, dass er Geschichten akkurat in dem Moment erfindet, in dem die Hinterbliebenen daran kein Interesse haben. Es ist jedoch Gaarders eigene Erzählkunst, die uns das Seelenporträt eines älteren Mannes liefert, der sich mittels seines fantastischen Fabuliergenies in der ihm lebenslang fremd gebliebenen Welt heimisch zu machen versucht.
Nur mit größter Dezenz und andeutungsweise wird über Sex geredet. Überraschend fällt in Gegenwart des alten Lehrers, mehrfach ausgesprochen von der jungen, angriffslustigen Sprachwissenschaftlerin Ylva, das Wort „Orgasmus“. Deshalb mischt sich Pelle ein und fragt vorwitzig, ob die Frau, die mit ihrem mythologischen Fachwissen gerne glänzt, bereits „kosmische Orgasmen“ gehabt hätte – vermutlich so wie die eine oder andere altnordische Gottheit oder die Welt, gedacht als Organismus und Gebärerin, mit sich selbst. Darauf wird keine Antwort gegeben. Sie würde ohnehin nur jene innige Sehnsucht zerstören, die Gaarders zauberhafte Erzählung durchzieht.

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Über den Autor

Jostein Gaarder, geboren 1952 in Oslo, studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften. Anschließend unterrichtete er zehn Jahre lang Philosophie und verfasste auch Romane und Erzählungen für Erwachsene und Kinder. Sein Debüt machte der Autor mit der Novelle "Katalog", welche 1982 publiziert wurde. Es folgten weitere erfolgreiche Werke veröffentlicht, darunter der internationale Bestseller-Jugendroman "Sofies Welt", welcher 1994 mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und bereits verfilmt wurde, und mit "Das Kartengeheimnis" das Jugendbuch des Monats März 1993. Zuletzt erschienen "2083 - Noras Welt", "Ein treuer Freund" und "Genau richtig". Heute lebt Jostein Gaarder als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Oslo.

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