Der Augenblick der Liebe

256 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783498073534
Erscheinungsdatum 23.07.2004
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Rowohlt
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Rowohlt Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Gottlieb Zürn, bekannt aus Martin Walsers Romanen "Das Schwanenhaus" und " Die Jagd", Ex-Makler, Privatgelehrter mit Domizil am Bodensee, erhält Besuch von einer Doktorandin. Sie interessiert sich für seine Aufsätze über den französischen Philosophen LaMettrie und überreicht ihm, er ist erstaunt und merkwürdig geschmeichelt, eine Blume. Sie könnte, wie er sieht, seine Enkelin sein. Und doch vernimmt er sofort das Klirren erotischer Möglichkeiten. Sie, nebulös: "Es gibt nichts, wofür man nicht gestraft werden kann."
Trotzdem, und weil er mit seiner Frau Anna längst im selben Wortschatz untergeht, folgt er ihr nach Kalifornien zu einem Kongreß über LaMettrie. Dort erfüllt sich ihre Prophezeiung - auf eine Weise, die gleich in mehrfacher Hinsicht zum Eklat führt. Eros, Ehe und Erlebnishunger sind die äußeren Markierungspunkte dieses Romans, das Verhältnis von Leben, Literatur und Todeslust ist sein geheimes Motiv.


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FALTER-Rezension

Tobias Heyl in FALTER 30/2004 vom 23.07.2004 (S. 55)

Martin Walser assoziiert in seinem Roman "Der Augenblick der Liebe" zu Theorien und Praktiken von Liebe und Sex im 21. Jahrhundert.

Die Geschichte spielt am Bodensee, ihr Personal, in den besten Jahren, wie man so schön sagt, hat seine wichtigsten Erfahrungen hinter sich mit der Liebe, dem Sex und dem Alkohol, verfügt über Geld, Haus und Segelboot. So ist das eben bei Martin Walser, warum nicht auch in seinem neuen Roman "Der Augenblick der Liebe"? Eigenartig, dass man ihn liest (oder lesen kann), als hätte es all die politischen und moralischen Vorwürfe, auch den spektakulären Wechsel von Suhrkamp zu Rowohlt überhaupt nicht gegeben: An der kleinen Walser-Welt, wie sie im Laufe von bald fünfzig Jahren im Südwesten Deutschlands entstanden ist, ziehen solche Stürme vorbei und machen sich bestenfalls in einem Nebensatz bemerkbar.

Also wieder ein nicht ganz junges Ehepaar, sie makelt erfolgreich Immobilien, er kümmert sich mehr ums Büro. Eines Tages bekommen sie Besuch von einer jungen, attraktiven Dame aus Amerika, die den Herrn des Hauses kennen lernen will, denn der hat vor vielen Jahren zwei Aufsätze über den französischen Philosophen Julien Offray de la Mettrie (1709-1751) publiziert. Auch sie arbeitet über La Mettrie, und wer sich ein bisschen in der Ideengeschichte der Aufklärung auskennt, ahnt, was nun passiert. Für alle anderen: La Mettrie formulierte einen Naturbegriff, der die Materie an die Stelle Gottes setzte und sich den Menschen als Maschine dachte. Daran geht freilich jedes moralische Gesetz zu schanden, und so verbanden sich mit dem Namen La Mettrie schon bald alle möglichen Fantasien erotischer Libertinage.

Die amerikanische Doktorandin also bricht in das Seniorenidyll am Bodensee ein, verführt den Kollegen zum Besuch eines Kongresses in den USA, am Ende kehrt er zu seiner Anna nach Deutschland zurück - das alles ist nicht besonders erwähneswert, weil es schon oft so ähnlich erzählt wurde.

La Mettrie jedoch ist mehr als nur der Katalysator dieser Liebesgeschichte. Walser, der wunderbare Assoziierer, kommt von ihm zu Freud und dessen großen und kleinen Epigonen, versammelt in vielen Nebenhandlungen, wie Liebe und Sex zu Beginn des 21. Jahrhunderts fantasiert, theoretisiert und praktiziert werden: Und am Ende triumphiert der alte La Mettrie, immer noch unterschätzt als der Begründer eines entspannten, aufgeklärten Umgangs mit dem Körper, dessen Materialismus den Körper gerade nicht zur Gerätschaft sexueller Erregung reduziert, der ihn aber auch gegen weltliche und geistliche Moral verteidigt, die Kontrolle über ihn gewinnen will. Unausgesprochen wird in dieser romangewordenen Huldigung an La Mettrie berechtigter Zweifel darüber laut, ob die Aufklärung durch die Psychoanalyse nun tatsächlich gewonnen habe - es gibt Stellen in diesem Buch, da kommt es einem so vor, als läge die Traumdeutung weiter zurück als die quasi selbstorganisierten Organismen La Mettries.

So viel zum Gerüst. Es gibt Stellen in diesem Roman, an denen einen die Angst überfällt, der Erzählstrom könne über die Ufer treten. Aber die sind selten, und auch diesmal muss Walser wieder gepriesen werden für seine Fähigkeit, noch die kleinsten Erschütterungen in einer Figur oder in einer Beziehung wahrzunehmen und in eine zwingende Wendung zu bringen. Diesen Ton, von raunend bis durchgedreht-plappernd, macht ihm bis heute niemand nach. An seinen besten Stellen klärt sich da etwas über den Menschen und seine Verhältnisse auf, wie es prägnanter keiner Psychologie gelingt. Das sind Augenblicke, da triumphiert die Literatur.

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Über den Autor

Martin Walser wurde am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren. Mit sechzehn Jahren wurde Walser im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Nach dem Abitur studierte er bis 1951 Literatur, Geschichte und Philosophie in Regensburg und Tübingen und arbeitete beim Süddeutschen Rundfunk in der Abteilung für Politik und Zeitgeschehen sowie für das Fernsehen als Reporter, Regisseur und Hörspielautor. 1953 trat Walser außerdem als Mitglied der "Gruppe 47" hervor. Seine erste Publikation erscheint unter dem Titel "Ein Flugzeug über dem Haus", folgend erscheinen die Erzählung "Templones Ende" sowie die Romane "Ehen in Philippsburg" (ausgezeichnet mit dem Hermann-Hesse-Preis) und "Halbzeit", der erste Teil der Anselm-Kristlein-Trilogie. 1962 wurde das Drama "Eiche und Angora", das mit dem Gerhart-Hauptmann-Preis ausgezeichnet wurde, uraufgeführt. Mit "Das Einhorn" und "Der Sturz" vollendet Walser die Anselm-Kristlein-Trilogie. Zu späteren Werken des Schriftstellers gehören unter anderem "Ein springender Brunnen", "Der Lebenslauf der Liebe", "Leben und Schreiben", "Die Inszenierung" und "Mädchenleben". Martin Walser erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen für seine literarischen Werke, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den Orden Pour le Mérite und den internationalen Friedrich Nietzsche Preis.

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