Eine Reise ins Leben oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden

250 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783596036455
Erscheinungsdatum 26.10.2017
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Verlag FISCHER Taschenbuch
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S. Fischer Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


***Von einer, die auszog, vom Sterben das Leben zu lernen***

Wie viele von uns hat Saskia Jungnikl Angst vor dem Tod. Vor allem seit ihr Vater gestorben ist. Doch anstatt sich weiter zu fürchten, sucht sie den Tod auf: im Leichenschauhaus, bei Bestattern, in einem Hospiz. Sie begibt sich auf Spurensuche, lernt, wie Religionen mit dem Tod und der Frage, was danach kommt, umgehen. Sie findet heraus, was Philosophen über das Sterben denken, und spricht auf ihrem Weg mit den unterschiedlichsten Menschen – vom Rechtsmediziner bis zum evangelischen Bischof –, um mehr über den Tod zu erfahren. Und erfährt doch immer mehr über das Leben.


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FALTER-Rezension

Vom Tod über das Leben lernen

Kirstin Breitenfellner in FALTER 44/2017 vom 03.11.2017 (S. 31)

Saskia Jungnikl und Ilka Piepgras beschäftigen sich mit dem Sterben, einem der großen Tabus der Konsumgesellschaft

Lektüre: KIRSTIN BREITENFELLNER
Die Titel der beiden Bücher lauten fast identisch: „Eine Reise ins Leben oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden“ und „Wie ich einmal auszog, den Tod kennenzulernen, und dabei eine Menge über das Leben erfuhr“. Ersterer stammt von Saskia Jungnikl, die für Falter und Standard schrieb, Zweiterer von Ilka Piepgras, Redakteurin des Zeit-Magazins.
Beide Autorinnen haben einen persönlichen Anlass, sich mit dem Tod und dem Sterben zu beschäftigen. Jungnikl hat vor drei Jahren das vielbeachtete „Papa hat sich erschossen“ vorgelegt. Piepgras wurde vor fünf Jahren Zeugin des Ablebens ihres Nachbarn. „Der erste Tod bedeutet für jeden Menschen einen gewaltigen Einschnitt“, zitiert Piepgras eine Therapeutin.
Bei Jungnikl war der Suizid ihres Vaters bereits der zweite Sterbefall in ihrer Familie, vier Jahre zuvor war ihr Bruder Till gestorben. Mit ihrem ersten Buch über diese Verluste glaubte sie, einen schweren Teil ihres Lebens aufgearbeitet zu haben. Sie fühlte sich befreit. Zusammen mit ihrem Partner zog sie nach Hamburg. Es ging ihr gut, eigentlich.
Aber der Tod, der „größte Kontrollverlust überhaupt“, hinterließ eine existenzielle Unsicherheit. Die „Angst um mich“ kam mit Wucht zurück. Ist Todesangst unvermeidbar – oder ein Zeichen von Narzissmus oder gesteigertem Egoismus?
Auch Jungnikls neuer Essay geht das Thema sehr persönlich an. Die Leser begleiten sie in ihrem neuen Alltag an der Elbe, ihrer Schlaflosigkeit und ihren Gedankenspiralen. So sehr sie das Leben liebt, so sehr verflucht sie es auch. „Ich will eine Welt sehen, wie sie in hundert Jahren ist, wie sie im Jahr 3000 ist, ich will erleben, wie die Technik unser Leben revolutioniert, ich will wissen, wie lange es noch Zeitungen gibt, ich will sehen, wie die Kontinente sich verändern und wann es endlich eine Zugverbindung in meinen Heimatort gibt“, ruft sie aus.

Jungnikl begibt sich auf Recherche, um sich ihrer Angst zu stellen. Sie besucht ein Leichenschauhaus und einen Friedhof, spricht mit einem Spezialisten für den Verfall von Leichen, interviewt Experten zum Zeitempfinden („Kann ich gefühlt länger leben?“), befragt einen evangelischen Bischof, zitiert Philosophen, lernt Palliativstationen und neue Bestattungsmethoden kennen.
Dazwischen geht sie mit ihrer Familie wandern, fährt an die Nordsee, heiratet und versucht sich in positivem Denken. Am Schluss finden sich Anleitungen für Trauernde und Tipps für ein gelungenes Leben. „Hab weniger Angst.“ „Kümmere dich um deine Freunde.“ „Sei nett zu dir. Lache öfter.“ Das klingt simpel, ist aber vermutlich genauso schwer umzusetzen wie Jungnikls Fazit, man solle den Tod nicht verdrängen – aber auch nicht zu viel an ihn denken.
„Als unser Nachbar starb, war ich 47 und hielt mich für unverwundbar. Ich hatte zwei Kinder zur Welt gebracht und als Reporterin in einem venezolanischen Gefängnis recherchiert, ich beherrschte die Krieger-III-Position beim Yoga, ohne zu wackeln. Wie man einen Kondolenzbrief verfasst, wusste ich nicht.“ Als Vertreterin der verwöhnten, egozentrischen Generation Babyboom glaubte Ilka Piepgras, dass der Tod zwar zum Leben gehöre, aber nicht unbedingt zum eigenen.

Sterblichkeitsverweigerung nennt sie diese Lebenshaltung. Heute, acht Jahre danach, fühlt sich Piepgras, Jahrgang 1962 und damit fast 20 Jahre älter als Jungnikl, manchmal immer noch dünnhäutig. Aber sie weiß, dass es ein Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen gibt, so schmerzvoll dieser auch sein mag.
Auf der Suche nach einer neuen Kunst des Sterbens meldet sie sich für eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin im Berliner Lazarus Hospiz an, und eine „Grand Tour zum Tod“ beginnt. In der Sterbebegleitung geht es um Rücksichtnahme und Unerschrockenheit, um Intuition und Instinkt – Eigenschaften, die Piepgras bis dahin keine Zeit hatte zu kultivieren.
Nach ihren ersten Sterbefällen fühlte sie eine neue Intensität, auch im Alltag und im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern. „Wenn Glück Erkenntnis und tiefes Erleben bedeutet, war das jetzt zu Ende gehende Jahr eins meiner besten.“ Eine rosa Brille braucht sie zu dieser Erkenntnis nicht. Nicht jeder Tod ist friedvoll, manche Leben vollenden sich nicht, sondern brechen ab, und sogar tief Gläubige verlieren oft auf den letzten Metern ihren Glauben.
Piepgras verschließt die Augen auch nicht vor dem schlimmsten Tod, wenn Kinder vor ihren Eltern sterben. Sie zitiert Literatur und Statistiken und sie reflektiert wie Jungnikl über die Grenze sinnvoller Lebensverlängerung. „Die weitreichenden medizinischen Möglichkeiten können einem das Sterben heute so richtig versauen.“ Früher war Sterben eine Schicksalsfrage, heute ist es eine Frage von Optionen und wird als medizinisches Versagen verstanden. Während die Kriegsgeneration das Sterben einfach ausgehalten habe, versuche ihre Generation es zu gestalten.
Auf der Suche nach einer Seele (diesen Gedanken will Piepgras nicht aufgeben) trifft sie sich mit Menschen, die mit dem Tod nicht hadern, und mit Unsterblichkeitsaktivisten, die sich einfrieren lassen wollen, und stellt sich ganz zum Schluss in einem Interview ihrem todkranken Vater.
Obwohl sie keine höhere Wahrheit gefunden haben, scheinen Jungnikl und Piepgras zum Schluss mit dem Tod versöhnt. „Noch nie wollte ich so unbedingt mein Leben leben wie nach diesen beiden Jahren“, resümiert Jungnikl. „Denn mehr als den Tod sollte man fürchten, nicht gelebt zu haben“, formuliert Piepgras.

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Über die Autorin

Die Autorin Saskia Jungnikl wurde 1981 im Südburgenland geboren, studierte Geschichte und besuchte eine Fachhochschule für Journalismus. Anschließend war sie journalistisch bei verschiedenen Zeitungen und Magazinen tätig, unter anderem auch beim Falter. Jungnikl verfasst außerdem die monatlich publizierte Gesprächskolumne "Auf Leben und Tod" im Magazin Datum. Ihr erstes Buch "Papa hat sich erschossen" erschien 2014 und wurde mit der Ehrenden Anerkennung des Leopold Ungar Journalismuspreis der Caritas sowie dem Claus Gatterer Anerkennungspreis ausgezeichnet. Das neue Buch der Autorin trägt den Titel "Eine Reise ins Leben". Saskia Jungnikl lebt und arbeitet in Wien.

Alle Bücher von Saskia Jungnikl