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Kurzbeschreibung des Verlags
Die Stuttgarter Zukunftsrede: Ein Besuch in der Welt, die kommt
Im Februar 2020 reiste Daniel Kehlmann von New York ins Silicon Valley, wo man ihn eingeladen hatte, gemeinsam mit einer Künstlichen Intelligenz eine Kurzgeschichte zu verfassen. In »Mein Algorithmus und Ich« erzählt er von dieser Reise und von seiner experimentellen »Zusammenarbeit« mit dem Algorithmus. Es wird viel über Künstliche Intelligenz und ihre Gefahren gesprochen, aber wie fühlt es sich tatsächlich an, mit einem hochentwickelten Programm dieser Art umzugehen? Was erlebt man, und was lässt sich daraus folgern? Daniel Kehlmann berichtet von einem Besuch in der Zukunft und von dem, was danach geschah.
Wer in der Literaturszene hinreichend angesehen ist, darf auch Erlebnisberichte veröffentlichen, die in ihrer Dringlichkeit an Deutschschularbeiten erinnern. Der Auftrag ist da, also bemüht man sich um eine gute Note. Ein „Sehr gut“ bekommt Daniel Kehlmann. Im Februar 2020 wurde er von der Open Austria, dem österreichischen Ansprechpartner im Silicon Valley, eingeladen, einen von einer Cloud-Computing-Firma entwickelten Algorithmus für natürliche Sprache zu testen.
Kann eine solche künstliche Intelligenz Schriftsteller wie Kehlmann ersetzen? In seiner „Zukunftsrede“, die er Anfang Februar im Stuttgarter Literaturhaus hielt, beantwortet Kehlmann die Frage, wenig überraschend, mit Nein.
Artig beginnt Kehlmann mit einer Beschreibung des Ambientes im Silicon Valley: die Gebäude unscheinbar, die Büros bunt, die Menschen leger gekleidet und intelligent. Kehlmann erklärt, wie der Algorithmus CTRL funktioniert: Der prädiktive Algorithmus errechnet, in welcher Kombination Worte am häufigsten vorkommen (auf „ich“ folgt eher „gehe“ als „Einhorn“) und versucht vorauszusagen, welche Textteile folgen.
In der Praxis sieht das so aus: Kehlmann schreibt einen Satz, der Algorithmus setzt diesen fort. Das Ergebnis erinnert an jenes aus Surrealismus und Deutschstunde bekannte Spiel, in dem jeder ein Satzglied schreibt, es abdeckt und das Papier weitergibt: lustig, poetisch und sinnbefreit. „I was looking for an apartment. It didn’t go well“, schreibt Kehlmann, „The first thing he said to me was, ‚Hey man, you have a nice ass and you’re not afraid of anything‘“, führt CTRL fort.
Wie bitte? Auch Kehlmann, der betont, dass Algorithmen kein Bewusstsein haben, fragt sich, was in CTRL gefahren ist.Es sind die Daten, mit denen er gefüttert wurde. Und es ist natürlich der menschliche Faktor, also Kehlmanns Kommunikation mit dem Algorithmus, der das Büchlein amüsant macht.
CTRL ist kein sehr konzentriertes Visavis und beeindruckt nur so lange, als noch wenig Text vorhanden ist und seine Sätze sinnvoll scheinen; ein „toller Partytrick“ meint Kehlmann im Podcast des Stuttgarter Literaturhauses. Doch rasch verheddert sich der Algorithmus in Widersprüche, stürzt nach einigen Zeilen ab. Kehlmann bleibt dran und schließt mit halb erhobenem Zeigefinger: „Ich habe mitangesehen, wie aus der dunklen Tiefe ihrer statistischen Abschätzung, in der vielleicht eines fernen Tages auch einmal Bewusstsein glimmen wird, tatsächlich konsistente Sätze entstehen.“
Daniel Kehlmann, geboren 1975 in München, kam im Alter von sechs Jahren nach Wien. Nach dem Schulabschluss studierte er Germanistik und Philosophie an der Universität Wien und arbeitete als Poetikdozent an verschiedenen Universitäten. Den ersten Roman veröffentlichte der Autor 1997 ("Beerholms Vorstellung"). Folgend erschienen mehrere Erzählungen, Novellen und Romane, darunter "Mahlers Zeit", "Der fernste Ort" und "Ich und Kaminski". Besonders bekannt ist Kehlmann für den Roman "Die Vermessung der Welt", welcher als erfolgreiches Werk der Nachkriegsliteratur gilt und mehrfache Auszeichnungen zur Folge trug. Daniel Kehlmann erhielt unter anderem den WELT-Literaturpreis, den Thomas-Mann-Preis, den Friedrich-Hölderlin-Preis und den Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Auch der 2017 publizierte Roman "Tyll" war monatelang auf der Bestsellerliste zu finden.