Terminifera

160 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783701714759
Erscheinungsdatum 24.01.2007
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Residenz
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HerstellerangabenAnzeigen
Residenz Verlag GmbH
Mühlstraße 7 | AT-5023 Salzburg
info@residenzverlag.at
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Kurzbeschreibung des Verlags

Lois ist Krankenpfleger, ein Beruf mit einem gewissen Anstand. Er weiß, wie es ist, in der Obhut von Menschen zu sein, die einem nur Gutes wollen: Er ist in einem Heim aufgewachsen, ohne Eltern, hinter den sieben Bergen, wo es nicht gerade zugeht wie im Märchen. Heimisch ist er freilich nicht geworden in der Welt, und auch in Wien fühlt er sich nicht recht wohl in seiner Haut: Haarige Ungeheuer bevölkern die Mariahilferstraße, Ameisen bauen unter der Erde an einer Megacity, während die Stadt darüber sich regt wie ein schlafender Riese, und Kristina, seine Nachbarin, die will etwas von ihm und wollte jedenfalls immer schon Pathologin werden. Eines Tages entdeckt Lois Wanderheuschrecken auf dem Fensterbrett, kleine, zerbrechliche Monster, die der Wind in eine fremde Welt verschlagen hat – wie ihn selbst auch. Nun, was fliegen kann, ist noch kein Engel und auch noch kein Superman. Wie schon in „stillborn“, seinem als „fulminant“, „virtuos“ und „sprachlich überwältigend“ gefeierten Roman-Debüt, entfaltet Michael Stavaric auch in seinem zweiten Roman das beeindruckende Porträt einer Figur, die sich mit all ihren Eigenheiten gegen die Uneinheimlichkeit der Welt wappnet.

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ISBN 9783701714759
Erscheinungsdatum 24.01.2007
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FALTER-Rezension

Zähneputzen im Weltraum

Klaus Nüchtern in FALTER 4/2007 vom 26.01.2007 (S. 62)

Michael Stavaric ist der Glamrocker unter den österreichischen Jungliteraten: schnell, originell und modebewusst. Ein Porträt des Künstlers als bunter Hund.

Als fleißig zu gelten, beschert in der Kunst nicht unbedingt das größte Renommee. Vielleicht ist das der Grund, warum Michael Stavaric seine Produktivität etwas herunterspielt. Immerhin hat er ja auch noch anderes zu tun, als zu schreiben: "Ich kann mich nicht niedersetzen und wochenlang schreiben, ich ringe mir ja schon die 10-Minuten-Einheiten ab. So gesehen bin ich ein sehr unernster Schriftsteller, denn achtzig Prozent meiner Zeit verbringe ich mit anderen Dingen." Was aber offenbar ausreicht: "Wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, vollbringt man auch keine Wunderdinge. Ich halte das für die Selbststilisierung eines Berufsstandes. Wenn man etwas zu sagen hat, kann man das immer und unter allen Umständen tun. Kollegen, die behaupten, nur auf ihrer mechanischen Schreibmaschine oder nur bei Sonnenschein schreiben zu können, kommen mir vor wie Leute, die nur bei Kerzenlicht Sex haben können."

Sagen wir es also vielleicht so: Michael Stavaric ist einer der bestorganisierten Autoren des Landes. Nachdem er im vorigen Jahr mit "stillborn" sein viel beachtetes Debüt im Residenz Verlag gegeben hatte, legt er nun mit "Terminifera" schon wieder einen Roman vor - und das Kinderbuch "Gaggalagu" gibt's sozusagen als Draufwaag'. Alles eine Frage der Planung: "Wenn ein Buch erscheint, habe ich ein anderes praktisch schon in der Schublade und stehe nicht vor dem Problem, dass mir jetzt schnell ein neuer Stoff einfallen muss." Von seinem nächsten Buch, das im Herbst nächsten Jahres erscheinen soll, kann Stavaric zumindest so viel schon verraten: "Es wird für meine Verhältnisse sehr breit erzählt sein."

Eigentlich kommt Michael Stavaric ja von der Lyrik. Von seinem zehnten Lebensjahr bis Mitte zwanzig hat er überhaupt nur Gedichte geschrieben. 2000 erschien der Lyrikband "Flügellos", aber als er für den Czernin Verlag zwei Bücher des aus Prag stammenden und in Paris lebenden Patrik Ouredník übersetzt (ein weiteres, "Die Gunst der Stunde, 1855", hat er soeben für Residenz übersetzt; es erscheint im März), gewinnt Stavaric einen ersten Einblick ins Verlagsleben und begreift: "Wenn ich publizieren will, brauch ich narrative Texte." 2005 erscheint dann beim Berliner Verlag Kookbooks "Europa, Eine Litanei", im Jahr darauf eben "stillborn", für das ihm nicht eben die besten Aussichten prophezeit worden waren: "Viele meinten: ,Das wird sich nicht verkaufen.' Die Branche bremst immer, aber in Wirklichkeit hat eh keiner eine Ahnung davon, was geht. Nur, wenn etwas gar nichts wird, haben es alle immer schon gewusst." Indes wurde "stillborn", das im monologisierenden Stakkato einer psychisch labilen Wohnungsmaklerin erzählt ist, nicht nur vom Falter gelobt: Der Standard sprach von einem "bemerkenswert dichten Roman", und der Berliner Tagesspiegel empfahl das "starke Frauenporträt" als "unbedingt lesenswert".

Auch in "Terminifera" hat es der Leser nicht immer ganz leicht, den sprunghaften Gedankengängen des Protagonisten zu folgen - einem Krankenpfleger mit offenbar traumatischer, aber schnoddrig unterspielter Heimvergangenheit: "Die erste Zigarette, ich soll mich nicht so anstellen. Schweißgeruch und Tabakrauch, die Mischung macht's, eine fast schon meditative Handlung. Das erste Glas Alkohol mit zwölf, sie hätten mich sonst totgebissen. (...) Bestiegen, misshandelt, ganz im Sinne der Ordnung, aber aufs Totbeißen wurde fortan verzichtet."

Vom Setting und vom Tonfall her erinnert Stavaric' jüngstes Buch ein wenig an Paulus Hochgatterer. Gemeinsam ist den beiden die Vorliebe für Figuren, die zwar von der Rolle, aber deswegen noch keineswegs voll daneben sind: "Meine Protagonisten sind immer noch anständig, bloß anders sensibilisiert. Und sie decken schnell auf, wie seltsam unser Alltag eigentlich ist. Man braucht nur lange genug hinzuschauen, schon kommt's einem komisch vor. Und was erst würde ein Außerirdischer denken, der mich beim Zähneputzen beobachtet?"

Terminifera sind übrigens australische Wunderheuschrecken und haben in Wien eigentlich nichts verloren. Aber ein Mittdreißiger, der über die Existenz von Monstern nachdenkt und ob seiner fragilen Statur schon in Knabenjahren leider nicht als Superman, sondern als dessen Freundin Lois Lane wahrgenommen wurde, wo hat der schon etwas verloren? Lois, wie ihn alle nennen, bleibt seiner Umwelt gegenüber auf Distanz. Wie schon Elisa aus "stillborn", die ein libidinöses Verhältnis zu einem Hengst namens Aaron unterhält, fühlt sich Lois eher den Tieren nahe, vor allem seinem Hund Sammy, in gewisser Weise eine Parallelfigur zu seinem "Herrchen", wie Stavaric anmerkt: "Am Schluss ist er eigentlich eine Samantha."

Dass die Geschlechteridentitäten schon ein bissl schillern dürfen, ist nicht verwunderlich bei einem, der neben seinem Job an der tschechischen Botschaft und seiner Tätigkeit als Schriftsteller und Übersetzer auch noch Zeit findet, seine Modeleidenschaft zu pflegen: Unlängst hat sich Stavaric einen Nadelstreif-Catsuit anmessen lassen. In die Wiege gelegt worden ist ihm diese Passion nicht. Der 1972 in Brünn geborene Stavaric kam als Siebenjähriger nach Österreich. Eigentlich wollten die Eltern ja nach Kanada auswandern - "sie waren das, was man heute ,Wirtschaftsflüchtlinge' nennt" -, blieben dann aber im Lager Traiskirchen hängen. Der Vater fand schnell Arbeit als Maschineneinsteller in Wolkersdorf, die Mutter in einer Textilfabrik in Laa an der Thaya, wo Stavaric ohne die geringsten Kenntnisse der Landessprache in die dritte Volksschulklasse einstieg: "In Deutsch wurde ich nicht beurteilt, und im Förderunterricht bin ich neben offenbar leicht Grenzdebilen gesessen."

Zehn Jahre musste die Familie auf die österreichische Staatsbürgerschaft warten, die Michael dann aber immerhin den zweijährigen tschechischen Präsenzdienst ersparte und nach Wien brachte. Dort studierte er Tschechisch und Publizistik, unterrichtete daneben am Universitätssportinstitut Inlineskating und-hockey (Stavaric ist staatlich geprüfter Inlineskatinglehrer) und gelangte dann in Kontakt mit dem tschechischen Dichter, Diplomaten und Botschafter Jirsí Grusa. Für Grusa koordinierte Stavaric Projekte, schrieb Reden, redigierte literarische Arbeiten - was sich als gute Schule für das eigene Schaffen erweisen sollte: "Ich musste mich wirklich um die deutsche Sprache bemühen. Und es dauert immer noch relativ lange, bis ich die Sprache finde, in der eine Geschichte erzählt werden muss. Die Wörter müssen sich gut anfühlen im Mund."

Bei dieser Form taktiler Wortprüfung können schon unkonventionelle Kombinationen entstehen. Michael Stavaric traut sich was - in der Mode ebenso wie beim Schreiben. In seinen jüngsten Roman sind auch Begriffe aus einem seltsamen Lexikon eingefügt. Das liest sich dann zum Beispiel so: "Schweinerei, die leidenschaftliches Miteinander von geringer Breitenwirkung, im Affekt verübte Tat, deren Aufklärung mitunter Geduld erfordert, ein nahtlos aus dem Stegreif dargebotener Teil eines aus gutem Grund lang nicht mehr aufgeführten Theaterstücks."

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Über den Autor

Michael Stavarič, geboren 1972 in Brno, lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer, Kritiker und Gutachter in Wien. Nach einem Studium der Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften in Wien war er über zehn Jahre lang als Lehrbeauftragter für Inline-Skating an der Sportuniversität Wien tätig. Zuletzt erschienen die Romane "Fremdes Licht" und "Gotland" sowie die Kinderbücher "Balthasar Blutberg" (gemeinsam mit Dorothee Schwab), "Die Menschenscheuche" (gemeinsam mit Stella Dreis), "Der Bär mit dem roten Kopf" und die Gedichte "in an schwoazzn kittl gwicklt". Stavarič erhielt für seine Werke unter anderem den Adelbert-Chamisso-Preis, den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur und den LeseLenz-Preis der Thumm-Stiftung für Junge Literatur.

Alle Bücher von Michael Stavarič
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