Corpus Delicti. Ein Prozess

Lesung mit Helene Grass (4 CDs)
274 Minuten, Audio-CD
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Mehr Informationen
Reihe Juli Zeh
ISBN 9783898138772
Erscheinungsdatum 11.08.2009
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Der Audio Verlag
Gelesen von Helene Grass
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Kurzbeschreibung des Verlags

Deutschland in naher Zukunft: Es herrscht eine Gesundheitsdiktatur. Die junge Mia Holl muss vor Gericht erscheinen, sie hat die Sorge um ihren Körper sträflich vernachlässigt. So beginnt eine Verhandlung, die immer mehr zum Schauprozess ausartet. Juli Zeh entwirft ein Science-Fiction-Szenario und trifft damit den Nerv einer hochaktuellen Debatte um Freiheit, Sicherheit, Prävention und die Aufgaben des Staates. Ein scharfsinniges Gedankenspiel, verstörend wie Orwells '1984' - gelesen von Helene Gras.

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Reihe Juli Zeh
ISBN 9783898138772
Erscheinungsdatum 11.08.2009
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Ingrid Brodnig in FALTER 39/2009 vom 25.09.2009 (S. 26)

Alles ist rein, die Menschen sind gesund, makellos und schön. Kriege, Hunger und religiöser Wahn gehören der Vergangenheit an. Auf den ersten Blick beherbergt die Zukunft, die Juli Zeh in "Corpus Delicti" beschreibt, eine perfekte Welt.Allerdings ist auch die Freiheit massiv eingeschränkt: Man ist verpflichtet, auf seine Fitness zu achten, Rauchen ist sowieso verboten, und auch der Partner muss gewisse genetische Kriterien erfüllen. Das Werkzeug, um diese totalitär gewordene Vorstellung von Gesundheit durchzusetzen, wird schlicht "die Methode" genannt und vom Großteil der Bürger blind befolgt.

Juli Zeh versteht ihr Buch als Warnung: "Unser Menschenbild wird immer biologistischer, wir betrachten Zufriedenheit und Gesundheit als rein abstrakten Wert. Es gibt Mädchen, die sich fast zu Tode hungern, um schlank zu werden!"
Die 35-jährige Zeh hat "Corpus Delicti" zunächst als Theaterstück geschrieben, dann als Roman adaptiert – und den Text nun noch einmal mit der deutschen Indieband Slut überarbeitet. "Überarbeiten kann man schon gar nicht mehr sagen. Ich habe die Texte wirklich als Steinbruch benutzt", präzisiert Zeh im Interview. Das Ergebnis nennt sich "Schallnovelle" – kein Hörspiel und auch keine Lesung mit ein bisschen Musik, sondern eine atmosphärische Collage aus Text und Ton, bei der Zeh auch als Backgroundsängerin mitwirkt.
"Corpus Delicti" übersteigert und verfremdet Bekanntes. Die Hörer werden zum Beispiel mit Warnhinweisen traktiert, wie wir sie aus dem Kino kennen: Zusätzlich zu den gewohnten Warnungen vor Raubkopien gibt es noch Gesundheitstipps – ganz im Stil der "Methode", der auch die Protagonistin, Mia Holl, folgt – bis sie nach dem Selbstmord ihres Bruders beginnt, die "Methode" infrage zu stellen. Die Fassade beginnt langsam zu bröckeln, die Diktatur zeigt ihr skrupelloses Gesicht: jenes des Journalisten und obersten Meinungsführers im Lande, Heinrich Kramer. Die Handlung des Buchs ist in der Schallnovelle nur mehr erahnbar. Trotzdem muss man den Roman nicht gelesen haben, um zu merken: In diesem Staat ist etwas faul.

"Wenn man Katastrophen im Rückblick
betrachtet, fragt man sich immer: Wieso haben die damals nichts gemerkt? Aber wenn man in diesem Prozess drinnensteckt, fehlt einem der nötige Abstand", erklärt Zeh. Mittlerweile ist sie ja nicht nur als erfolgreiche Autorin, sondern auch als Gegnerin übereifriger Sicherheitspolitiker bekannt. Die studierte Juristin hat bereits Beschwerde beim deutschen Bundesverfassungsgerichtshof gegen Fingerabdrücke im Reisepass eingereicht und vor kurzem das gemeinsam mit Ilija Trojanow verfasste Sachbuch "Angriff auf die Freiheit" veröffentlicht.
Videokameras, DNA-Datenbanken, Onlinedurchsuchungen – Zeh wehrt sich gegen die zunehmende Überwachung der Bürger. Das Argument, dem zufolge nichts zu befürchten habe, wer nichts zu verbergen hat, lässt sie nicht gelten. "Da schwingt ja schon der Anspruch mit, dass jemand, der nichts zu verbergen hat, alles offenlegen soll. So ist das nicht. Jeder Mensch soll in seinen eigenen vier Wänden ungestört sein, völlig egal, was er da verbirgt. Das Recht auf Heimlichkeit gehört einfach zur Menschenwürde", sagt Zeh.
Warum ihr der Blick des großen Bruders nicht behagt? Auf diese Frage gibt Zeh nicht nur verfassungsrechtliche Antworten: "Ich bin da einfach selbst sehr empfindlich. Es klingt vielleicht albern, aber wenn ich am Computer schreibe und jemand guckt mir über die Schulter, drehe ich durch. Und noch weniger mag ich es, wenn der Staat das tut."
Manche Kritiker haben bemängelt, dass die aufklärerische Absicht in "Corpus Delicti" zu offensichtlich sei, und auch im "Angriff auf die Freiheit" wird der Zeigefinger erhoben, wenn Trojanow und Zeh die Naivität vieler Bürger anprangern. Zeh mag aber keine Trennlinie zwischen ihrer Arbeit als Schriftstellerin und ihrer Existenz als besorgte Bürgerin ziehen. Dafür findet sie auch neue Sympathisanten. "Sie ist quasi die Jeanne d'Arc der Überwachungsgegner", meinte Slut-Sänger Christian Neuburger neulich über seine Bühnenkollegin.
"So eine heroische Bezeichnung würde ich nicht wählen, weil das nicht richtig zu mir passt", meint Zeh, die als klassischer Kopfmensch an ihre eigenen Charaktere erinnert. Gegen die Existenz als Galionsfigur hat sie aber nichts. Es sind laute Stimmen wie ihre, die die Datenschutzdebatte anheizen – und auch massentauglicher machen.

Demonstrationen gegen Internetzensur stehen in Deutschland schon auf der Tagesordnung, das Überwachungsthema ist im Wahlkampf äußerst präsent. Laut Zeh erklärt das auch, warum "Corpus Delicti" nun schon als Theaterstück, Buch und CD erschien. Kein anderes Werk hat die Autorin bisher in so viele Gattungen übertragen. "Das liegt nicht an mir", beteuert sie, "sondern am Thema. Viele Menschen treten an mich heran und möchten etwas machen. Ich glaube, das sitzt mehr in den Köpfen, als man vermutet. Man hat immer das Gefühl, denen ist alles egal, die sind alle unpolitisch und kümmern sich nicht. Das stimmt aber nicht."

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Über die Autorin

Juli Zeh wurde 1974 in Bonn geboren und absolvierte ein Jurastudium in Passau und Leipzig sowie ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ihr Erstling erschien 2001 unter dem Titel "Adler und Engel" und wurde schlagartig zum internationalen Erfolg. Zehs Romane wurden bereits in 35 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, auf den Rauriser Literaturpreis, den Hölderlin-Förderpreis und den Bruno-Kreisky-Preis folgte zuletzt der Heinrich-Böll-Preis. Ihr Werk "Spieltrieb" wurde 2006 als Bühnenfassung am Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt. Neben Romanen gehören auch Kinderbücher, Erzählungen, Essays und Zeitungsartikel zu ihrem literarischen Werk. Zuletzt publizierte die Schriftstellerin "Unterleuten", "Leere Herzen", "Neujahr", "Gebrauchsanweisung für Pferde" und "Alle Jahre wieder". Juli Zeh lebt gemeinsam mit ihrer Familie und mehreren Tieren im Havelland bei Berlin.

Alle Bücher von Juli Zeh