Der Götzendiener

208 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783964451071
Erscheinungsdatum 01.06.2024
Genre Belletristik/Comic, Cartoon, Humor, Satire/Comic
Verlag avant-verlag GmbH
Übersetzung Marcel Le Comte
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Kurzbeschreibung des Verlags

Während es in „Die Synagoge“ um seinen Vater und den Männlichkeitsbegriff ging, setzt sich Joann Sfar in Der Götzendiener mit der Abwesenheit seiner Mutter auseinander. Diese starb, als er noch ein Kleinkind war. Inwiefern hat diese Leere in seinem Leben seinen Werdegang als Künstler beeinflusst? Erneut blickt er zurück auf seine Kindheit und die prägenden Momente und Begegnungen auf seinem Weg zum gefeierten Comicautor. Joann Sfar erzählt mit Humor und Fantasie von seiner Faszination für Bilder und wie er sich durch das Zeichnen die Welt erschließt. Zeichnen ist für ihn Lebenselixier, gibt ihm Sinn und Trost im Leben.

Mit dem für Joann Sfar typisch lockeren Strich werden Aspekte der jüdischen Religion, wie das Bilderverbot, aufgegriffen und mit seinem Schaffen verbunden. In dieser tiefgründigen Reflexion über Verlust und Kreativität stellt er die provokante Frage, ab welchem Punkt er durch seine Arbeit als Comiczeichner zum Götzendiener wird.

Joann Sfar wird im Mai 2024 mit dem Max und Moritz-Preis für ein herausragendes Lebenswerk beim Comic-Salon Erlangen 2024 geehrt.

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ISBN 9783964451071
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FALTER-Rezension

Niemand stirbt ohne meine Erlaubnis

Julia Kospach in FALTER 42/2024 vom 18.10.2024 (S. 42)

Die Lust am Zeichnen, eher: die Gier danach, ist Joann Sfar auch nach einer über dreißigjährigen Karriere und rund 150 Comic-Alben noch nicht vergangen. Sein neues Album trägt den Titel „Der Götzendiener“ und ist – wie auch sein letztes Album „Die Synagoge“ – autobiografisch. Stellte der in Nizza aufgewachsene französische Comic-Star, Jahrgang 1971, in „Die Synagoge“ seine Beziehung zum Judentum, seinen Anwaltsvater und dessen erdrückende männliche Omnipräsenz ins Zentrum der Geschichte, ist in „Der Götzendiener“ Sfars abwesende Mutter der Dreh- und Angelpunkt, von dem aus er erzählt. Seine Mutter starb, als er knapp vier Jahre alt war. Ihr Tod wurde viele Jahre vor ihm verschwiegen. Es hieß, sie sei auf Reisen. Über sie gesprochen wurde nicht.

Bis ins Erwachsenenalter trug Joann Sfar stets ein Foto seiner Mutter bei sich. Für sein neues Album hat er es nachgezeichnet: Eine dunkelhaarige Schönheit ist darauf zu sehen. Ihr Gesicht drückt Missbilligung aus. Für ihren Sohn fühlte es sich an, als würde sie seine Entscheidungen stets infrage stellen; auch und vor allem seine unbändige Mal- und Zeichenbesessenheit und seinen dringlichen Wunsch, sich – buchstäblich – ständig Bilder von der Welt zu erschaffen. Als junger Mann erklärt ihm dazu ein Rabbiner: „Dieses Foto mit der gerunzelten Stirn wird jedes Mal ‚Nein‘ sagen, wenn dich etwas glücklich macht … Genau deshalb sind Fotos auf jüdischen Gräbern verboten. Man soll die Erinnerung an einen Verstorbenen nicht erstarren lassen. Das wäre Götzenanbetung.“

Nur was tun, wenn man wie Joann Sfar einer ist, der das Zeichnen, das Erschaffen von Bildern braucht, um sich die Dinge des Lebens zu erschließen? Während gleichzeitig die eigene Religion lehrt, dass man kein Recht habe, Bilder zu machen, die die Welt darstellen? Vor allem, wenn man selbst von frühester Kindheit an im Zeichnen den Modus gefunden hat, alles unter Kontrolle zu halten? Nicht umsonst sagt ein gezeichnetes Selbstporträt von Sfar an einer Stelle im Comic: „Niemand stirbt ohne meine Erlaubnis.“ Denn in Zeichnungen ist alles möglich, sogar, sich zum Herrn über Leben und Tod zu machen. Zugleich ist das Zeichnen für ihn ein Dialog mit der verstorbenen Mutter, die Malerin war.

Um diese und ähnliche Themen kreist „Der Götzendiener“. Sfar, der Philosophie studiert hat und im Gedankengebäude des Judentums erzogen wurde, ist der große Debattierer und Ideendiskutierer unter den Comiczeichnern. Man denke nur an seine vielteilige Erfolgscomicserie „Die Katze des Rabbiners“, in der eine sprechende Katze, die die Tora studiert hat, gern theologische Streitgespräche von der Art führt, wie sie das Judentum zur Vermittlung seiner Lehren kennt.

Was abstrakt klingt und große Fragen berührt, wird in Sfars Zeichnungen ganz konkret: Da geht es dann um den kleinen Joann, der lieber Actionfiguren zeichnet als hölzerne Gliederpuppen, weil sie „besser gebaut sind“. Da geht es um Zwiegespräche mit seinen Figuren, die ihn buchstäblich aus seinen Zeichnungen heraus anspringen. Es geht um Sex, Verführung und wie man sich gelegentlich ins Zeichnen flüchtet, statt zu leben. Es geht um Lehrer und Vorbilder, ums Draußen-Zeichnen und ums Malen mit den eigenen Kindern, um Erinnerungen und Durchbrüche und ums Finden eines eigenen Stils. Durch das Album geistern auch die Figuren anderer Zeichner, die für Sfar prägend waren.

Am Ende steht das Fazit: „Zeichnen, das ist das Leben.“ Aber wie man nach so langem Ringen endlich an den Punkt findet, an dem man sich das, was man längst als sein Ureigenstes erkannt hat, auch endlich erlaubt, das ist die Essenz dieser lebensprallen, farbenprächtigen Graphic Novel. Und wer Lust auf noch mehr von Joann Sfar hat: Ende November erscheint endlich auch Sammelband Nummer 5 von „Die Katze des Rabbiners“ in deutscher Übersetzung.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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