

Kirstin Breitenfellner in FALTER 26/2023 vom 30.06.2023 (S. 30)
Zwei Menschen im Sommer am Meer in der Nähe von Halifax: Sie leben in den Tag hinein, scheinen für nichts verantwortlich zu sein. Dabei gerät die Zeit aus den Fugen und die Fantasie übernimmt das Ruder. Michael Stavaričs Gedichtband ist konsequent in Dreizeilern verfasst, mit dem tragenden Stilmittel des Enjambements, er liest sich aber wie Prosa. Trotzdem handelt es sich hier um genuine Lyrik, changierend zwischen hohem Ton und Alltagssprache: "Wir verließen uns auf /Ameisenkolonnen, um unsere Nahrung herbeizuschaffen, / zum Glück hielten sie uns beide für ihre // Mütter."
Dem in Wien lebenden Autor ist ein kurzweiliges Langgedicht über die Liebe als Fest der Sprache gelungen. Es feiert auch die -bedrohte - Natur, den Dichter als ewiges Kind und jenes "Wir", mit dem die meisten Gedichte beginnen.