Der Mann, der Verlorenes wiederfindet

Novelle
160 Seiten, Hardcover
€ 20.6
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ISBN 9783446256453
Erscheinungsdatum 24.07.2017
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Antonius liegt auf dem Platz vor der Kirche. Er hatte die Schmerzen nicht mehr ertragen, die Straße nach Padua war gepflastert und der Wagen hart gefedert. Jetzt liegt er da und sieht den italienischen Himmel. Und er erinnert sich an alles, was ihn hierhergebracht hat, von der Kindheit in Portugal bis in den Orden des heiligen Franziskus. – Michael Köhlmeier erzählt, wie nur er es kann, von einer sehr fernen Zeit, doch er macht uns den Bruder Antonius zum Zeitgenossen. In einer Epoche voller Gewalt fragt sich Antonius, wie kommt das Böse in die Welt? Habe ich etwas dagegen bewirkt mit meinen Reden? Köhlmeier erzählt von dem Menschen Antonius, und der geht uns alle an.

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FALTER-Rezension

Als das Wünschen auch nicht mehr half

Peter Strasser in FALTER 33/2017 vom 18.08.2017 (S. 25)

Neues aus der österreichischen Literatur: Michael Köhlmeiers stimmige Novelle über das Sterben des Heiligen Antonius

Um mit dem Offensichtlichen zu beginnen: Michael Köhlmeier gehört zu den bedeutenden lebenden Autoren deutscher Sprache. Er hat einen eigenen Schreibstil entwickelt, weil er, der begnadete Erzähler, es zuwege brachte, seine Leserschaft mit einem unverwechselbaren Ton leichthin zu belehren und zu faszinieren.
Tatsächlich ist ein wesentliches Charakteristikum der Erzählkunst Köhlmeiers das Unterhaltsame. In ihm zeigt sich, der dürren, sperrigen, verquälten deutschen Literaturgegenwart zum Trotz, ein großes Können, für das Köhlmeiers Leser – ungeachtet manch naserümpfender Kritik aus dem Feuilleton – dankbar sind. Und nun hat Köhlmeier den Heiligen Antonius, der mit seinen großartigen Predigten selbst ein genialer Erzähler Gottes war, zum Gegenstand einer Novelle gemacht.

Den meisten Kunstliebhabern ist Antonius als jener Heilige bekannt, den die Maler mit dem Jesuskind auf dem Arm darstellen. Das reale Vorbild – Franziskaner, zeitweilig Einsiedler bei Assisi, posthum zum Kirchenlehrer ernannt – wurde angeblich 1195 in Lissabon geboren und starb 1231 in Arcella bei Padua. Köhlmeier schildert das Sterben des Antonius, nachdem dieser vor dreitausend herbeigeeilten Gläubigen seine letzte Predigt halten wollte: gleichsam eine geistliche Speisung der Dreitausend. Doch wenn man als Heiliger stirbt und Köhlmeier zu seinem Chronisten hat, dann wird aus dem irdischen Ende der erinnerte Lebenskosmos eines schlichten, zweifelsinnigen, liebenswerten Diener Gottes.
In diesem Kosmos spielt das theologische Ringen um eine Antwort auf die letzten metaphysischen Fragen eine leitende Rolle. Es ist der grüblerische, durch spekulative Höhenflüge und skeptische Anfechtungen geadelte Geist des Antonius, kraft dessen den oftmals banalen, ja hässlichen Alltagsepisoden, ob profan, ob klösterlich, eine besondere Dignität zuwächst.

Wie Köhlmeier die Reflexionen des Antonius über das Böse, das Nichts und die Liebe Gottes in den Erzählfluss einflicht – das ergibt ein erstaunlich „stimmiges“ Szenario, als ob das Weltliche und das Sakrale, das Natürliche und das Übernatürliche gewaltlos auseinander hervor- und ineinander übergingen. Dabei spielt die sanfte Ironie des Misslingens, durch die der Autor das Tragische ersetzt oder abmildert, eine atmosphärisch entscheidende Rolle.
Auch Parodien symbolistischen Denkens finden sich, beispielsweise in der gelehrten Abhandlung der Frage, ob, wenn dem lichtlosen Nichts, dem Urbösen, die Farbe Schwarz zugeordnet sei, dann nicht doch eher von einem Grünschwarz die Rede sein müsste – man ist als Leser geneigt, hinzuzufügen: Weiß der Teufel, warum (und des Teufels Farbe war grün, nämlich „mohammedanisch“).
Müsste man eine Passage nennen, der die zentrale Botschaft der Novelle innewohnt, würde sich der Bericht des franziskanischen Klosterpriors anbieten, der vom todkranken Antonius Überraschendes erfahren hat.

Dieser Bericht enthält im Grunde Häretisches und wird im Tone größter Verehrung vor der Sacra Congregatio Pro Causis Sanctorum abgegeben. Ob das als Fingerzeig Köhlmeiers auf das „Überzeitliche“ seiner Geschichte zu verstehen ist? Die Heiligsprechungskommission wurde jedenfalls erst im späten 16. Jahrhundert durch Papst Sixtus V. etabliert, damals noch als Heilige Ritenkongregation:
„Was er wünsche, habe er Antonius gefragt. Er wünsche nichts, habe dieser ihm geantwortet. Sein ganzes Leben habe er gewünscht und gewünscht und gewünscht. Als wäre nicht genug, was ist. Ihm bange davor, dass wir Gott missverstanden haben. Was, wenn das Leben alles war, was er uns zu bieten hatte? Hätten wir das von Anfang an gewusst, wir wären anders damit umgegangen.“
Und dann der Satz, der auf die kardinalen Dinge – das Leben und den Tod – ein Licht wirft, das Köhlmeiers Liebe zur außerchristlichen Antike im Raum der ­Novelle aufblitzen lässt: „Gott ist der Gott der ­Gegenwart.“

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Über den Autor

Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Hard am Bodensee, ist ein vielfach ausgezeichneter österreichischer Bestsellerautor. Er studierte Germanistik und Politologie in Marburg sowie Mathematik und Philosophie in Gießen. Der Schriftsteller verfasst Romane, Erzählungen, Hörspiele und Lieder. Zu aktuellen Publikationen gehören unter anderem "Das Mädchen mit dem Fingerhut", "Der Mann, der Verlorenes wiederfindet", "Bruder und Schwester Lenobel", Wenn ich wir sage" und "Die Nacht der Diplomaten". Der Schriftsteller erlangte auch durch seine Erzählungen antiker und heimischer Sagenstoffe sowie biblischer Geschichten an Bekanntheit. Zuletzt erhielt Köhlmeier den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Marie Luise Kaschnitz-Preis, den Ferdinand-Berger-Preis und den Johann-Nestroy-Ring der Stadt Bad Ischl. Michael Köhlmeier lebt als freier Schriftsteller in Hohenems, Vorarlberg, und in Wien.

Alle Bücher von Michael Köhlmeier