Schwere Knochen

Roman
576 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783462050967
Erscheinungsdatum 12.04.2018
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Kiepenheuer & Witsch
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Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
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Kurzbeschreibung des Verlags


Inspiriert durch wahre Begebenheiten, erzählt mit viel schwarzem Humor und dennoch großer Empathie: David Schalko ist mit seinem Verbrecher-Epos »Schwere Knochen« ein fulminanter, einzigartiger Roman über die österreichische Nachkriegsgesellschaft gelungen – und ein faszinierender Einblick in das Innere von Menschen, deren Seelen durch den Nationalsozialismus zerstört wurden.
Wien, März 1938, »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich. Am Tag, als halb Wien am Heldenplatz seinem neuen Führer zujubelt, raubt eine Bande jugendlicher Kleinganoven, die sich darauf spezialisiert hat, Wohnungen zu »evakuieren«, einen stadtbekannten Nazi aus. Sieben Jahre lang müssen die Kleinkriminellen daraufhin als sogenannte Kapos für die »Aufrechterhaltung des Betriebs« in den KZs Dachau und Mauthausen sorgen – und wachsen so zu Schwerverbrechern heran, die lernen, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier eine Illusion ist.
Zurück in der zerbombten österreichischen Hauptstadt beherrscht die Bande um Ferdinand Krutzler, auch »Notwehr-Krutzler« genannt, über viele Jahre die Wiener Unterwelt mit ungekannter Brutalität und nutzt ihre Macht nicht zuletzt, um Nazis, die ehemaligen Anführer des organisierten Verbrechens, zu töten. Doch langsam zerstreitet sich die eingeschworene Truppe, Misstrauen herrscht, Konkurrenz aus dem Balkan taucht auf …
David Schalko porträtiert in »Schwere Knochen« Menschen, die eigentlich nur noch Ruinen ihrer selbst sind – und entwirft damit zugleich ein bitterböses Bild einer verstörten Gesellschaft.


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ISBN 9783462050967
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FALTER-Rezension

Halsstich als Handschrift

Klaus Nüchtern in FALTER 15/2018 vom 13.04.2018 (S. 33)

David Schalkos Wiener Ganoven-Roman „Schwere Knochen“ ist ein Vollverhau – sprachlich, erzählerisch und moralisch

Einem größeren Publikum ist David Schalko als Regisseur und Drehbuchautor von Fernsehserien wie „Braunschlag“ und „Altes Geld“ bekannt. Im Moment arbeitet der gebürtige Waldviertler an einem Serien-Remake von Fritz Langs Klassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ von 1931. Um die Welt des Verbrechens, um die Durchlässigkeit und Zusammenarbeit zwischen Unterwelt und Polizei geht es auch in seinem neuen Roman „Schwere Knochen“, dem bereits vierten und bislang bei weitem umfänglichsten in Schalkos literarischem Œuvre.
Erzählt wird die Geschichte des elf Mal wegen tödlicher Notwehr freigesprochenen Ferdinand Krutzler. Dessen Karriere und die seiner Jugendfreunde werden vom Jahr 1938 bis in die beginnenden 60er-Jahre verfolgt. Wir begleiten die Truppe von der Erfindung des lokal bald legendären „Hundertertricks“ über das „Evakuieren“ von Wohnungen, auf das sich die „Erdberger Spedition“ bald spezialisiert, in die KZs von Dachau und Maut­hausen, wo sich Krutzler & Co als Ordnungskräfte und Kapos bewähren, um nach sieben Jahren als „geschliffene Diamanten“ ins zerbombte Wien zurückzukehren, wo sie sich zwischen den Sektoren der verschiedenen Besatzer mit Raub, Schmuggel, Prostitution, Geldwäsche und Glücksspiel schnell als führende Ganoven der Stadt etablieren. Die weitere Entwicklung ist geprägt von steigendem Konkurrenzdruck und einer zunehmenden Brutalisierung des Milieus, das vom gemütlichen Wiener Bauchstich irgendwann bei Zuständen wie im Chicago der 20er-Jahre landet.
Das psychologische bzw. -pathische Setting ist ähnlich wie in den Fernseharbeiten des Autors, wird durch die Herkunft der Protagonisten aus ärmlichen Verhältnissen aber noch verschärft. Die Menschen sind allesamt gierig, gemein und geil; Frauen scheinen prinzipiell nur als Furie, Funsn, Flitscherl oder einer Kombination daraus zu existieren.

Die literarische Bewirtschaftung menschlicher Verloren- und Verkommenheit hat Heinz Strunk mit seinem Serienmörderroman „Der goldene Handschuh“ (2016) bereits an den Nullpunkt geführt: Schonungsloser und unverblümter kann eine Welt, der jegliche Empathie abhanden gekommen ist, nicht beschrieben werden.
Schalkos Blick auf seine Gattungsgenossen ist auch nicht viel freundlicher, aber er ist dennoch heiter. Die Härte des Lebens und die Verhärtungen jener, die selbige zu spüren bekommen, werden durch einen pseudo-abgebrühten, aufgekratzten Tonfall kompensiert. Keine Metapher ist Schalko zu abgegriffen, kein Vergleich zu albern oder abgeschmackt. Über weite Strecken liest sich „Schwere Knochen“ wie der Aufsatz eines verhaltensauffälligen Gymnasiasten, der seinem Deutschlehrer mit einer „Originalität“ imponieren will, von der er selbst sichtlich beeindruckt ist.
Alles lässt sich der Autor durchgehen, nur eines untersagt er sich strikt: die Dinge einfach beim Namen zu nennen. Tresore werden nicht geknackt, sondern „zum Aufmachen überredet“; man ist nicht schmähstad, sondern „die Gedanken kleben an der Gehirnrinde wie Fliegen im Honig“; Frauen werden nicht geschwängert, sondern bekommen „einen Balg in den Unterleib bugsiert“ (oder auch nur „das Schwanzgift“); und ein Infarkt liest sich bei Schalko so: „Das Herz war der Aufregung zuvorgekommen und hatte sich schmerzhaft zu Wort gemeldet, was dem Schrack röchelnd das Leben kostete.“

Der Lektor oder die Lektorin, sollte es sie je gegeben haben, dürften schnell das Handtuch geworfen haben. Der Satz „Wie ein Kartenhaus fielen seine Knochen im Inneren zusammen“ ist einfach unsinnig; „Die Karcynski räkelte ihren Kopf aus der Rezeption“ ist weder sinnvoll noch deutsch. Eine besondere Abneigung scheint Schalko gegen den Genetiv gefasst zu haben: „Wenn einer Unglück brachte, musste man sich ihm entledigen“, heißt es an einer Stelle, an einer anderen wird „ein raffinierter Plan ausgeheckt, wie man dem Geist habhaft werden könnte“.
Der Umstand, dass der Roman auch auf der Plot-Ebene von kongenialer Wurschtigkeit ist, macht die Sache nicht besser. So etwas wie Spannung kommt kaum einmal auf, weil sich Schalko jede Abschweifung erlaubt und nicht willens oder in der Lage ist, irgendeinen Erzählstrang zu Ende zu bringen, ohne das viskose Tempo durch bizarre Nebenhandlungen, Tableaus und redundante Details noch zu bremsen, weil der Protagonist eine nebensächliche Szene lang hauptsächlich damit beschäftigt ist, mit der Glitzerpalme seines Cocktails zu spielen, die Glitzerpalme „noch tiefer ins Fruchtfleisch der Ananas“ zu stecken oder in der Ananas zu stochern, „als ob er erst den Weltbestand dieser Frucht aufspießen müsse“.
Letztendlich bleibt ungeklärt, was hier warum, aus welcher Perspektive und welcher Haltung heraus erzählt wird. Die pflichtschuldig abgelieferte Kritik des österreichischen Anteils am Nationalsozialismus fungiert lediglich als Lizenz, einen tarantinoiden Reigen menschlicher Gewalt, Verkommenheit und Hörigkeit zu inszenieren, der den Autor eher zu amüsieren als zu empören scheint.

Wobei die sprachliche Sorglosigkeit eine moralische Indifferenz indiziert, die auch die Übernahme der Täterperspektive in Kauf nimmt. Und zwar nicht in klarer personaler Zuschreibung, sondern in einem anonymisierten und gewohnt launigen Parlando, das einen grausamen Meuchelmord vor allem hinsichtlich des dramaturgischen Effekts beurteilt. Insofern kann man es wohl nur als blanken Zynismus verstehen, wenn die Entwicklung der Krutzler’schen „Handschrift“ im KZ Mauthausen wie folgt beschrieben wird: „Im Wesentlichen ging man auf den zu Exekutierenden zu, stach mit einem Hieb in die Mitte des Halses und ging wieder hinaus, während das Opfer röchelnd damit beschäftigt war, zu realisieren, was gerade passiert war. Die Halsstichmethode ermöglichte einen eindrucksvollen Auftritt, kam völlig aus dem Nichts und sorgte für dementsprechende Überraschung. Es war beinahe unmöglich, einen solchen zu überleben. Der Todeskampf war eindrucksvoll.“
„David Schalko sieht unbestritten aus wie ein Genie. Es spricht aber auch einiges dafür, dass er eins ist“, hat Schalko-Darsteller Josef Hader („Aufschneider“) einen Blurb fürs Cover zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich dieses Verdachts darf vorerst Entwarnung gegeben werden.

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Über den Autor

David Schalko, 1973 in Niederösterreich geboren, ist Autor und Regisseur aus Wien. Seine Bekanntheit erlangte Schalko vor allem durch das erfolgreiche und revolutionäre Fernsehformat "Sendung ohne Namen". Seine Filme "Aufschneider" mit Josef Hader, "Das Wunder von Wien" und "Wie man leben soll" zählen zu seinen bekanntesten Filmarbeiten. Schalko wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, unter anderem mehrfach mit dem Österreichischen Fernsehpreis, dem Erich-Neuberg-Preis, dem New York Television & Film Award sowie dem Ehrenpreis der Wiener Umweltschutzabteilung. International bekannt wurde der Regisseur mit der Mini-Serie "Braunschlag", 2019 wurde "M - eine Stadt sucht einen Mörder" als Remake Fritz Langs Films erstausgestrahlt. Zuletzt erschienen Schalkos Romane "Schwere Knochen" und "Bad Regina". Er führte Regie bei der Serie "Kafka", die 2024 erschienen ist.

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