Schiff aus Stein

Orte und Träume
144 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783552073876
Erscheinungsdatum 18.03.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Zsolnay, Paul
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Karl-Markus Gauß – Träger des Leipziger Buchpreises – findet die Zusammenhänge im unmerklichen Detail.

Miniaturen von unterwegs, die Momente des Glücks beschwören und das Staunen lehren. Orte, an denen sich Wundersames ereignet, und Träume, die ins Leben wirken. Karl-Markus Gauß erzählt von der „Kunstesserin“ in einer Wiener Trattoria, von einem Friedhof im Osten Europas, der letzten Zigarette seines Vaters, der „Schönheit hässlicher Städte“: Stets sieht er die Zusammenhänge im unmerklichen Detail und zeigt das Leben in der Schwebe zwischen Wirklichkeit und Traum. In suggestiver Sprache fasst Gauß die Themen, mit denen er berühmt wurde, auf überraschende und ganz neue Weise. „So gelangt man bald hierhin, bald dorthin, auf einer Reise ohne Ankunftszeit, in eine Stimmung, die nahelegt, man könne die Stunden mit nichts Besserem verbringen.“ (Hannes Hintermeier, F.A.Z.)

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ISBN 9783552073876
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FALTER-Rezension

Zwei Supernasen und ein wortloses Glück

Sebastian Fasthuber in FALTER 18/2024 vom 04.05.2024 (S. 31)

Es ist nicht das Sensationelle, auf den ersten Blick Besondere, das der reisende Schriftsteller Karl-Markus Gauß bei seinen Streifzügen sucht. Aber manchmal springt ihn das Außergewöhnliche regelrecht an.

Sein neues Buch hebt an mit dem Satz: „Die zwei längsten Nasen meines Lebens habe ich in einem Wagen der Berliner S-Bahn-Linie 7 zwischen den Stationen Westkreuz und Bahnhof Bellevue gesehen.“

Als geduldiger Beobachter fängt Gauß ein, was die meisten von uns übersehen, weil wir entweder gar nicht richtig hinschauen oder nur hastig. Gelungen ist eine Tour – häufig führt sie ihn durch die Peripherie Mittel- und Südosteuropas – für ihn dann, wenn er auf Schönes im Hässlichen stößt.

Die monströsen Zinken sind ein gutes Beispiel für seine Kunst. Zunächst erkennt Gauß darin nur grotesk übergroße Körperteile. Sie gehören zu zwei jungen Leuten. Der Betrachter vermutet, dass es sich um ein Außenseiterpaar handeln muss, „in einer tapferen Leidensgemeinschaft verbunden“.

Doch dann fällt ihm auf, ihr Blick ist „stolz, selbstbewusst, ein wenig überlegen gar. Die beiden wussten etwas, das die anderen nicht einmal ahnten. Sie wussten, dass sie die beiden schönsten in dieser S-Bahn waren, und dass es ihre Nasen waren (...), die sie so schön machten.“

Für all das benötigt es keine Sprache, die beiden Supernasen lächeln sich während der Fahrt nur selig an. Gauß beginnt das Buch also ausgerechnet mit der Schilderung eines wortlosen Glücks – ein seltener Zustand, höchst fragil. Er findet die richtigen Sätze dafür, die ihn nicht beschädigen.

„Schiff aus Stein“ ist der schmale Band des Salzburger Schriftstellers betitelt. Er enthält kurze Texte von etwa zwei bis sechs Seiten, die unterschiedlicher Natur sind. Neben Reiseszenen finden sich Lektürenotizen und Traumbilder. Mal verdichtet Gauß das pralle Leben auf engsten Raum, dann wieder passiert so gut wie nichts.

Der vor allem als Essayist bekannte Autor, zuletzt für „Die unaufhörliche Wanderung“ mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet, feiert am
14. Mai seinen 70. Geburtstag.

Das Älterwerden spielt in „Schiff aus Stein“ keine große Rolle. Gauß spart es aber auch nicht aus. So berichtet er von einem Nahtodereignis, seinem Drehschwindel und von einem Traum, in dem er fürchtet (oder nicht eher hofft?), zu spät zu seinem eigenen Begräbnis zu kommen.

In Gorizia/Görz, an der Grenze Italiens zu Slowenien, wiederum betrachtet er das lebhafte Treiben in einem Straßencafé. Die Plätze sind ausnahmslos von alten Männern belegt. Auf einmal geht dem Besucher auf, „dass einer dieser alten Männer ich selber war“.

Ein Moment der Selbsterkenntnis. Natürlich ist kein Autor frei von Eitelkeit, auch nicht Gauß. Er stellt sich in diesen Texten jedoch fast nie selbst in den Mittelpunkt, bleibt lieber auf seinem Beobachterposten.

„Ich bin kein Wanderer und kein Flaneur“, gibt er als Selbstauskunft, „für jenen fehlt mir die sportliche Ambition, zu diesem der kulturelle Snobismus. Ich bin ein Geher und Schauer (...).“

Unterwegs begegnet er anderen Autoren und Intellektuellen. Öfter noch streift er scheinbar ziellos durch Randbezirke oder sieht sich an Orten um, die ihren einstigen Glanz verloren haben. Er sucht nach Material für sein Lebensprojekt „Über die Schönheit hässlicher Städte“. Gauß ist überzeugt, „dass es keinen Ort gibt, der es nicht wert wäre, durchwandert und erkundet zu werden, weil ein jeder sein Geheimnis und seine Geschichte hat (...).“

Ein Autor von diesem Rang schreibt keine Gebrauchsliteratur. Aber seine Bücher könnten Reisenden als Anleitung dienen, wie man sich auch durch die Welt bewegen kann.

Mit Gauß zu reisen heißt, das Tempo zu drosseln; zu warten, was der Tag einem zuträgt; die Langeweile lang genug auszuhalten, bis sich etwas ereignet. Ganz treiben lässt er sich jedoch nicht. Meist gibt es einen früh verstorbenen Dichter, dessen Spur er in einer Stadt verfolgt.

Beim Lesen gilt ebenfalls: Gemach! Am besten nur ein, zwei Texte auf einmal, sonst entgehen einem Details. „Schiff aus Stein“ empfiehlt sich damit als anregende Kurzlektüre für unterwegs. Auch auf die Gefahr hin, mit dem Buch vor der Nase etwas zu übersehen.

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Über den Autor

Karl-Markus Gauß, geboren 1954 in Salzburg, ist langjähriger Herausgeber und Autor der Zeitschrift "Literatur und Kritik". Außerdem ist Gauß als Journalist in diversen Zeitungen tätig. Für seine Essays und Reisereportagen erhielt der Schriftsteller unter anderen den Manès-Sperber-Preis, den Georg-Dehio-Buchpreis und den Mitteleuropa-Preis. Zuletzt erschienen "Im Wald der Metropolen", "Die unaufhörliche Wanderung", "Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer", "Zwanzig Lewa oder tot" und "Der Alltag der Welt". Karl-Markus Gauß lebt in Salzburg.

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