

Von Kapan nach Timelkam: Eine Familiengeschichte
Kirstin Breitenfellner in FALTER 39/2024 vom 27.09.2024 (S. 36)
Kurt Palm, geboren 1955 in Vöcklabruck und aufgewachsen im nahen Timelkam, ist nicht nur eine Legende als Gründer der Theatergruppe Sparverein Die Unzertrennlichen und Produzent von "Phettbergs Netter Leit Show", sondern auch Autor von mehr als einem Dutzend Büchern.
Sein jüngstes Werk "Trockenes Feld" wird als Roman verkauft, tatsächlich handelt es sich um ein Memoir, bei dem nur die wenige Seiten umfassende Rahmenhandlung romanhafte Elemente enthält. Der Titel ist die Übersetzung des Ortsnamens Suhopolje, jenes kroatischen Dorfes, aus dem Palms Vorfahren stammen.
Mitte des 18. Jahrhunderts waren die sogenannten "Volksdeutschen" aus Baden-Württemberg dorthin ausgewandert, genaugenommen in die Ortschaft Kapan. Palms Vater wurde 1943 als 19-Jähriger von der SS rekrutiert, seine Mutter abgesiedelt und vertrieben. Unabhängig voneinander landeten beide am Ende des Zweiten Weltkriegs in Neukirchen an der Vöckla.
"Dass meine Eltern durch den Krieg und die Vertreibung traumatisiert waren, dieser Gedankengang wäre mir als Jugendlicher nie gekommen", heißt es im Buch. Heute muss Palm mühsam die Puzzleteile zusammensuchen. Aus Tagebüchern, Träumen, Schulaufsätzen, Gesprächen mit Verwandten und Zeitgenossen filtriert er eine Geschichte von Opfertum und Mittäterschaft, Assimilationswille und Auflehnung. Er selbst ließ sich als Jugendlicher die Haare wachsen und engagierte sich in der Kommunistischen Partei.
Zu Herzen geht das Kapitel über den Suizid des zwei Jahre jüngeren Bruders, das ein transgenerationales Trauma durchscheinen lässt. Das dramaturgisch klug gebaute Buch erzählt einen wenig beleuchteten Abschnitt der heimischen Nachkriegsgeschichte, in der Geflüchtete auf der untersten Stufe der sozialen Leiter standen: als bettelarme Staatenlose, denen noch lange Aufstiegs-und Bildungschancen verwehrt wurden.